Johann VI. Ladislaus von Kuenring-Seefeld (der letzte Kuenringer)


*~1560 bis †9.12.1594

Biographie

Johann Ladislaus oder Hanns Lasla, wie er von den Zeitgenossen genannt wurde, war der letzte Kuenringer. Mit seinem Tod starb das Adelshaus aus - sein Begräbnis wurde daher zu einem "Staatsakt" des protestantischen Adels. Bei der Beisetzung am 9. April 1595 in Seefeld wurden zum Zeichen, dass der Letzte seines Geschlechts gestorben war, die kuenringischen Wappenschilde - Balkenwappen, Ringwappen und das aus mehreren zusammengesetzte "ganze" Wappen - unter dem Ruf "Kuenring nimmer Kuenring!" feierlich zerbrochen und in das Grab geworfen.

Johann Ladislaus war der Sohn Marquards von Kuenring-Seefeld und dessen zweiter Gemahlin Katharina von Pollheim und wurde nach 1557 geboren. Nach dem Tod des Vaters (1571) hatte sein älterer Stiefbruder Albero die stark verschuldeten Güter - Seefeld, Schweinbarth, die österreichischen und passauischen Lehen und das Haus in Wien - sowie die Vormundschaft über den noch minderjährigen Johann Ladislaus übernommen. Albero verschleuderte durch seine Verschwendungssucht den Großteil der Güter und hinterließ seinem Bruder einen ungeheuren Schuldenberg. Albero wurde in Gewahrsam genommen, verfiel in Wahnsinn und starb 1589 im Kerker. Johann Ladislaus bemühte sich, die von seinem Bruder übernommende Schuldenlast abzutragen. Auf Grund seiner unverschuldeten Not und seines redlichen Bemühens erhielt er sogar Unterstützung aus dem Kaiserhaus. Erzherzog Ernst, Bruder Kaiser Rudolfs II. und Statthalter in Niederösterreich, intervenierte wegen der Steuerschulden erfolgreich bei den Ständen. Bevor ihm aber die Sanierung der Finanzen gelang, starb Johann Ladislaus als Letzter seines Geschlechts, nachdem sein einziger Sohn Johann (VII.) aus der Ehe mit Maria Salome von Pollheim schon 1590 gestorben war.

Das Ende des alten Adelshauses wurde allerdings nicht nur durch einen biologischen "Zufall" bestimmt. Die Kuenringer hatten im 16. Jahrhundert ihre Rolle in Öffentlichkeit und Gesellschaft verloren, sodass auch kein Interesse mehr bestand, die kuenringische Tradition fortzuführen, etwa über die Frauen oder die weitere Verwandtschaft. Von der einstigen Größe der Kuenringer waren letztlich nur Schulden geblieben.

In der Sage lebte Johann Ladislaus als Raubritter mit dem - in Anbetracht seines Lebens - erstaunlichen Beinamen "der Unüberwindliche" weiter, der auf Burg Hartenstein durch einen Sprung aus dem Fenster gestorben sein soll. Tatsächlich befand sich Hartenstein schon seit dem Spätmittelalter nicht mehr im Besitz der Kuenringer und war zum Zeitpunkt seines Todes in Händen der Herren Streun von Schwarzenau. Auch die "Unüberwindlichkeit" hat mit der Lebensgeschichte des letzten Kuenringer nur wenig zu tun. Der Beiname ist vielmehr ein Zeugnis für das Weiterleben des Mythos von den mächtigen und berüchtigten Kuenringern.