Heinrich IV. von Kuenring-Weitra


*~1220 bis †12.5.1293

Biographie

Heinrich IV. war der jüngere Sohn Hadmars III., des legendären "Hundes" von Kuenring, und wurde vermutlich nicht vor 1220 geboren. Er führte mit seinem Bruder Albero (V.) die Tradition des Hauses fort, nachdem die Söhne seines Onkels Heinrich III. (I.) ohne Erben gestorben waren. Urkundlich ist er ab 1240 genannt.

In dieser Kuenringer-Generation kam es zu einer Aufteilung der Interessenschwerpunkte: Heinrich erhielt das nördliche Waldviertel mit dem Zentrum Weitra, Albero Dürnstein mit den Besitzungen an der Donau und in der Wachau sowie Zwettl und Zistersdorf. Seit  etwa 1250 spricht man von einer Dürnsteiner Linie und einer Linie Weitra-Seefeld, auch wenn eine Realteilung nie erfolgte, sondern meist ein Mitglied des Gesamthauses die Führungsrolle übernahm. Heinrich nannte sich seit 1251 nach Weitra.

Die Kuenringerbrüder knüpften enge Beziehungen zum steirischen und mährischen Adel und gehörten zur Führungsschicht des Landes - zu den Landherren. Sie waren im Laufe des 13. Jahrhunderts von Ministerialen (Dienstleuten) des Landesfürsten zu Ministerialen des Landes ("ministeriales Austriae"=, geworden, die die Kontinuität des Landes garantierten. Nach dem Tod des letzten Babenbergerherzogs Friedrich des Streitbaren in der Schlacht an der Leitha (1246) nannte sich Albero V. "capitaneus Austriae", Hauptmann Österreichs. Auch der 1251 als Landesfürst in das Land geholte böhmische Kronprinz Ottokar Premysl (seit 1253 König von Böhmen) benötigte für seine Landesherrschaft die Landherren. Die Kuenringer gehörten zu seinen mächtigsten Stützen.

Während Albero sich als Familiensenior mehr um die österreichischen Angelegenheiten kümmerte, konzentrierte sich Heinrich auf die Entwicklungsmöglichkeiten im Norden, die sich durch die Personalunion mit Böhmen ergaben, und knüpfte enge Beziehungen zum böhmischen Adel. Während Albero das oberste Schenkenamt erhielt, war Heinrich oberster Marschall und erhielt vom böhmischen König zudem Titel und Würde eines Zupan (Burggrafen). Er war mit Kunigunde von Dobra (?) verheiratet und hatte Kinder.

Als Albero 1260 starb, übernahm Heinrich die Führungsrolle des Hauses. Im Gegensatz zu seinen drei Neffen aus der Dürnsteiner Linie, die sich König Rudolf I. von Habsburg anschlossen, blieb er auch in der Folgezeit ein treuer Parteigänger König Ottokars, von dessen Herrschaft die Weitraer Linie mit ihrer Schlüsselstellung an und jenseits der Grenze und ihren engen böhmischen Beziehungen sehr profitierte. Sein ältester Sohn Heinrich (VII.) heiratete eine uneheliche Tochter König Ottokars, die bis dahin ranghöchste Ehe eines Kuenringers. Der jüngere Heinrich wurde Marschall und "capitaneus Austriae", Hauptmann des Landes.

Nach dem Sieg Rudolfs 1276 unterwarf sich Heinrich zwar, blieb aber mit Ottokar in Verbindung. Als bekannt wurde, dass er und sein Sohn gegen König Rudolf konspirierten, verloren sie vor der Entscheidungsschlacht bei Dürnkrut und Jedenspeigen (1278) Besitz und Amt und flohen ins Exil, wo beide starben. Das "Kuenringerreich" im Waldviertel begann zu zerbröckeln.