Kaiser Leopold I.


*9.6.1640 bis †5.5.1705

Biographie

Eigentlich für den geistlichen Stand vorgesehen, erwies sich Kaiser Leopold I. als erfolgreicher Reformator nach innen und Kriegsherr nach außen - vor allem mit der Abwehr der letzten großen Türkenbelagerung 1683. Er starb 1705 nach fast 50-jähriger Regierung.

Leopold war der Sohn von Kaiser Ferdinand III. und dessen erster Gemahlin Maria Anna von Spanien. Er sollte eigentlich Priester werden, musste aber seinem jung verstorbenen Bruder Ferdinand IV. als Kaiser nachfolgen. Im Auftreten schüchtern und äußerlich unansehnlich, war er dennoch politisch äußerst erfolgreich. Dies gilt besonders für den Krieg mit dem osmanischen Reich - die zweite Türkenbelagerung 1683 wurde nicht nur abgewehrt, sondern konnte auch mit einem erfolgreichen Gegenangriff beantwortet werden. Dies gilt ebenso für die Auseinandersetzungen mit Frankreich unter Ludwig XIV., vor allem in den ersten Jahren des Spanischen Erbfolgekrieges seit 1701. Der politische und militärische Druck aus West und Ost förderte seit 1683 übrigens die Traumkarriere des Feldherrn Prinz Eugen. Erfolgreich war Leopold auch innenpolitisch bei der Vollendung der Gegenreformation und beim Ausbau der absolutistischen Herrschaft.

Leopold I. war dreimal verheiratet: in erster Ehe mit der spanischen Infantin Margarita Teresa, in zweiter Ehe mit Claudia Felicitas von Tirol und in dritter Ehe mit Eleonora Magdalena von der Pfalz-Neuburg. Die ersten beiden starben jung, die dritte überlebte ihn um 15 Jahre. Im Gegensatz zu vielen zeitgenössischen Herrschern hatte er keine Mätressen und zeugte mit seinen Frauen insgesamt 15 Kinder, darunter seinen Nachfolger Joseph I.

Leopold war sehr gebildet, liebte Musik, förderte die Oper in Wien und komponierte auch selbst. Unter ihm blühten in Wien barocke Kunst und Architektur. Er ließ den (nach ihm benannten) "leopoldinischen" Trakt der Hofburg bauen (heute Präsidentschaftskanzlei) und gründete Schloss und Garten von Laxenburg sowie die Universitäten Innsbruck, Olmütz und Breslau. Ein besonderes Anliegen war ihm der Ausbau der Klosterresidenz Klosterneuburg nach dem Vorbild des spanischen Escorial, der jedoch wegen Geldmangels unvollendet blieb. Dem Interesse Leopolds ist es auch zu verdanken, dass die Kunstkammer seines Onkels Leopold Wilhelm, des Statthalters der Niederlande, nach Wien kam und heute einen Grundstock des Kunsthistorischen Museums bildet. Mit Leopolds Unterstützung erschien am 8. August 1703 erstmals das "Wiennerische Diarium" - die heutige Wiener Zeitung.

Unter Leopold I. setzte sich die Gegenreformation - die Rekatholisierung - vollständig durch. Dazu gehörte auch die Vertreibung tausender Juden aus Niederösterreich und der nachmaligen Wiener "Leopoldstadt" 1670. Bereits 1663 bestimmte er seinen Namensvetter, den Babenberger Leopold III. "den Heiligen", zum Landespatron von Niederösterreich und Oberösterreich. Dem Ende der großen Pestwelle 1679 - der ein Drittel der Wiener Bevölkerung zum Opfer fiel - ist die Pestsäule am Wiener Graben gewidmet.