König Rudolf I.


*1.5.1218 bis †15.7.1291

Biographie

Mit dem am 1. Oktober 1273 zum deutschen König gewählten Grafen Rudolf von Habsburg beginnt üblicherweise die Reihe der habsburgischen Herrscher in den ehemals babenbergischen Ländern, obwohl er selbst formell nie "Landesherr" war. Eine direkte Übernahme der nach dem Tod König Ottokars II. (1278) "herrenlosen" Territorien hätte der Verpflichtung zur Weitergabe heimgefallener Reichslehen widersprochen, dem so genannten "Leihezwang". Erst mit der Belehnung seiner Söhne Albrecht und Rudolf zu Weihnachten 1282 begann daher die fast 650 Jahre währende Herrschaft der Habsburger.

Rudolf war der Sohn des Grafen Albrecht IV. von Habsburg und der Heilwig von Kiburg und wurde von Kaiser Friedrich II. aus der Taufe gehoben. Er war keineswegs ein "armer Graf", wie man ihn in der Propaganda seines Gegners König Ottokar II. von Böhmen verspottete. Er entstammte zwar nicht einer der angesehensten Familien im Reich, doch konnten die Habsburger, die sich seit Beginn des 12. Jahrhunderts nach der im 11. Jahrhundert am Zusammenfluss von Reuß und Aare errichteten Habichtsburg oder Habsburg nannten, auf eine fast 300-jährige Familientradition zurückblicken.

Mit 22 Jahren trat Rudolf das Erbe seines Vaters an. Als treuer Anhänger der Staufer konnte er in den über drei Jahrzehnten bis zu seiner Königswahl seine Herrschaft festigen und ausbauen, sodass er zum mächtigsten Herrn zwischen Schwarzwald und Alpen wurde, nicht zuletzt durch das reiche kiburgische Erbe. Nach seiner Wahl ging er energisch daran, das in den letzten Jahrzehnten entfremdete Reichsgut wiederzugewinnen, was ihn in Gegensatz zum bei der Königswahl ausgeschalteten Böhmenkönig Ottokar II. Premysl, dem damals mächtigsten Reichsfürsten brachte, der seit 1251 auch zum Herrn Österreichs, Steiermarks, Kärntens, Krains und der istrischen Gebiete geworden war. Als Ottokar den Aufforderungen zur Huldigung nicht nachkam, verfiel er der Reichsacht.

Rudolf zog 1276 an der Spitze eines Reichsheeres bis vor Wien und zwang Ottokar zum Verzicht auf Österreich, Steiermark, Kärnten und Krain, wofür er die Ächtung zurücknahm und ihn mit Böhmen und Mähren belehnte. Der zwischen ihnen abgeschlossene Frieden blieb aber labil, auch konnte Ottokar seine Machtposition wieder verbessern, sodass sich eine erneute kriegerische Auseinandersetzung abzeichnete. Allerdings besaß Rudolf nicht mehr die breite Unterstützung wie zwei Jahre zuvor. In der Schlacht im Marchfeld bei Dürnkrut am 26. August 1278 errang das zahlenmäßig unterlegene Heer Rudolfs mit ungarischer Hilfe den Sieg. König Ottokar wurde während der Schlacht vermutlich von einer sich rächenden Adelsgruppe getötet. Der danach geschlossene Frieden mit Böhmen wurde durch die Doppelhochzeit der minderjährigen Kinder König Rudolfs, Guta und Rudolf, mit den etwa gleichaltrigen Kindern Ottokars, Wenzel und Agnes, besiegelt.

Mit Zustimmung der Fürsten belehnte König Rudolf seine Söhne auf einem Hoftag zu Augsburg Ende 1282 feierlich mit Österreich, Steiermark, Kärnten und Krain, wobei Kärnten sogleich an seinen Parteigänger Meinhard II. von Görz-Tirol verpfändet wurde. 1286 wurde er auch damit belehnt. Die Erwerbung einer so großen Hausmacht für seine Familie gilt als Rudolfs größter politischer Erfolg. Er starb in Speyer, wohin er sich angesichts des nahenden Todes begeben hatte, und wurde im Königschor des Domes begraben. Das schon zu seinen Lebzeiten angefertigte Hochrelief für das Epitaph zeigt den König in Ganzfigur, zu seinen Füßen einen Löwen, das heraldische Zeichen der Habsburger.

Nach zeitgenössischen Schilderungen soll Rudolf überdurchschnittlich groß gewesen sein und eine ausgeprägte lange Nase gehabt haben. Seiner Ehe mit Getrud von Hohenburg und Haigerloh, seit der Königswahl Anna genannt, entstammten mindestens zehn Kinder.