Biographie
Die auf Schloss Seisenegg bei Amstetten geborene Catharina Regina von Greiffenberg, Freiin von Seisenegg, war eine namhafte evangelische Mystikerin und Lyrikerin und gilt als die bedeutendste deutsche Dichterin des Hochbarock. Im Alter von sieben Jahren verlor sie ihren Vater, danach übrnahm ihr Onkel und späterer Ehemann Hans Rudolf als Vormund ihre Erziehung. Da die Greiffenbergs Protestanten waren, mussten sie zum Gottesdienst und zu Familienfesten nach Ungarn reisen. In einer Kirche in Pressburg hatte Catharina ein religiöses mystisches Erlebnis, das sie zur geistlichen Dichterin machte.
Sie begann ein intensives Studium theologischer, philosophischer und historischer Schriften und nahm mit anderen Dichtern, besonders mit Johann Wilhelm von Stubenberg, der auf der Schallaburg lebte, Kontakt auf. Durch seine Vermittlung wurde sie in die Ister-Gesellschaft aufgenommen, einen poetischen Zirkel kunstsinniger Adeliger, wo sie ihr schriftstellerisches Talent entfaltete. Später trat sie mit dem deutschen "Literaturpapst" Sigmund von Birken in Verbindung, der den Druck ihrer Schriften förderte und ihr den Ehrentitel "Teutsche Uranie" gab.
1664 heiratete sie ihren fast 30 Jahre älteren Onkel Hans Rudolf auf evangelischem Reichsterritorium in Frauenaurach bei Erlangen. Das Ehepaar verlegte den Wohnsitz in das Gebiet von Bayreuth. Die Heirat löste einen Skandal aus, der sogar Kaiserhof und Reichstag beschäftigte, und wurde im katholischen Habsburgerreich angefochten. Als Hans Rudolf nach Österreich zurückkehrte, musste er sich "wegen Konkubinats" mit der Tochter seines Bruders vor dem Landmarschallischen Gericht in Wien verantworten, wurde inhaftiert und erst auf Intervention des Kurfürsten von Sachsen wieder freigelassen. Das Ehepaar blieb in Österreich, hatte aber mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen. 1673 mussten alle Besitzungen an den Hauptgläubiger Franz von Risenfels verkauft werden, auf Seisenegg wohnten die Greiffenbergs nur noch auf Pacht. Nach dem Tod ihres Mannes (1677) wanderte die verarmte Witwe 1679 nach Nürnberg aus, wo sie bis zu ihrem Tod lebte.
Als ihre höchste künstlerische Leistung gelten die 1662 in Nürnberg erschienenen "Geistlichen Sonette, Lieder und Gedichte zu gottseeligem Zeitvertreib", die in einer faszinierenden Bildsprache verfasst sind. Ihre politischen Schriften und das ab dem Jahre 1672 erschienene theologische Spätwerk "Andächtige Betrachtungen zum Leben Jesu", das ein großer Publikumserfolg wurde, beruhen auf einem mystisch-spekulativen Sendungsbewusstsein.