Franz Jänggl (Jäckl)


*~1650 bis †15.2.1734

Biographie

Der renommierte Barockbaumeister war ein enger Mitarbeiter von Lukas von Hildebrandt und daher an zahlreichen Projekten in Wien und Niederösterreich beteiligt, darunter Stift Göttweig. Franz Jänggl - auch Jänckl, Jängel, Jäckl - wurde vermutlich 1650 in der Gegend von Feldkirchen in Kärnten geboren. Über seine Lehr- und Gesellenjahre ist nichts bekannt, erst ab 1680 ist er in Wien urkundlich nachweisbar, wo er als Geselle des kaiserlichen Hofbaumeisters Lorenz Lahr arbeitete und 1683 die Meisterprüfung ablegte. Die Ehe mit der reichen Witwe des italienischen Baumeisters Francesco Piazoli, Anna Sophia, und eine spätere Erbschaft bildeten die Grundlage seines florierenden Bauunternehmens, das zu den größten in Wien gehörte.
Jänggles Zusammenarbeit mit Hildebrandt, mit dem ihn eine Art Lehrer-Schüler-Verhältnis verband, geht vermutlich auf den Umbau der Hofburg ab 1700 zurück, für den Jänggle Baumaterialen lieferte sowie Abbruch- und Umbauarbeiten durchführte. Als bevorzugter Baumeister Hildebrandts war er neben der Errichtung von Palais am Bau einiger Kirchen in Wien beteiligt. Ab 1715 leitete er als Klosterbaumeister der Piaristen etwa 15 Jahre lang den Bau des Klosters und der Kirche. In Niederösterreich arbeitete er als Assistent bzw. Bauführer Hildebrandts an der Schlosskirche Pottendorf und auf den Schönborn'schen Besitzungen. 1719 wurde ihm auch die Bauausführung von Stift Göttweig übertragen; sechs Jahre später erhielt er, damals bereits 75-jährig, die Baudirektion und baute nun neben anderen Baumeistern das Stift nach Hildebrandts Entwürfen weiter.
Jänggle war aber nicht nur ausführender Baumeister, sondern arbeitete auch selbstständig, wobei der Einfluss des großen "Lehrmeisters" Hildebrandt unverkennbar ist. Sein erstes eigenständiges Werk war, soweit bekannt, die 1703 geweihte Wallfahrtskirche Maria Lanzendorf, ein vom Kaiserhaus maßgeblich beeinflusstes Bauprojekt. Auf Wunsch Kaiser Leopolds I. und seiner Gemahlin Eleonore musste der gotische Chor der alten Pfarrkirche als Gnadenkapelle in den Neubau integriert werden. Aufgrund des Pilgerandrangs wurde die neue Kirche bald zu klein und Jänggle erweiterte sie zwei Jahrzehnte später um einen Chor und einen großen Kuppelbau. In dieser Zeit errichtete er auch den Turm der Stadtpfarrkirche von Stockerau (1722/25) und die Pfarrkirche in Biedermannsdorf (1727/28). Wegen seiner familiären Beziehungen zu Pressburg, wo Jänggle ein Haus besaß, und seiner Verbindungen zur Familie Esterházy wird vermutet, dass er neben anderen Bauten in Ungarn auch die Pressburger Trinitarierkirche (Dreifaltigkeitskirche) schuf.
Franz Jänggle starb als angesehener und wohlhabender Baumeister im Alter von 84 Jahren in Wien an den Folgen einer Erkältung, die er sich zwei Jahre zuvor in Göttweig zugezogen hatte. Sein Vermögen und seinen Betrieb vererbte er seinem Neffen, dem Baumeister Franz Anton Pilgram, den er adoptiert und ausgebildet hatte.