Kaiser Matthias


*24.2.1557 bis †20.3.1619

Biographie

Erzherzog Matthias, der jüngere Bruder Kaiser Rudolfs II., wurde als siebentes Kind Kaiser Maximilians II. und seiner Ehefrau Maria von Spanien geboren. Im Gegensatz zu seinen älteren Brüdern Rudolf und Ernst, die in Madrid erzogen wurden, wuchs er in Wien bei seinen Eltern auf. Als sein Vater 1576 starb, verzichteten alle Brüder zur Vermeidung weiterer Besitzzersplitterung zugunsten Rudolfs II. auf die Huldigung - außer Matthias, der die Verzichtserklärung verweigerte.

Er ging in die Niederlande und nahm dort die Generalstatthalterschaft an, allerdings mit geringem Erfolg. Enttäuscht kehrte er zurück und versuchte, ein Fürstentum zu erwerben. So bemühte er sich um die Statthalterei Schlesiens, des Landes ob der Enns und um die Krone Polens. Schließlich wurde er nach seinem älteren Bruder Erzherzog Ernst kaiserlicher Statthalter in den österreichischen Ländern (1595) und war im "langen Türkenkrieg" als Feldherr tätig.

Beraten von Bischof Melchior Klesl, führte er die von seinem Bruder begonnenen gegenreformatorischen Maßnahmen in Niederösterreich weiter, vor allem in den landesfürstlichen Städten. Die lutherischen Schriften wurden verboten, die Prädikanten ausgewiesen und Stadträte abgesetzt wie in Waidhofen an der Ybbs und in Bruck an der Leitha. Die Widerstände in Krems führten zum Verlust der Privilegien der Stadt, die bis 1613 von einem Stadtanwalt beaufsichtigt wurde.

1596/1597 ließ Matthias den landesweiten Bauernaufstand mit großer Härte niederwerfen. Die Beendigung des Türkenkriegs gegen den Willen Kaiser Rudolfs im Frieden von Zsitvatorok (1606) verstärkte die Konflikte mit dem in Prag lebenden Kaiser, die als "Bruderzwist" in die Geschichte eingingen, literarisch verewigt von Franz Grillparzer. Matthias wurde 1606 von den Erzherzögen als neues Oberhaupt der Familie anerkannt, erhielt 1608 von Rudolf die österreichischen Länder und Mähren, 1611 auch Böhmen. Mit den im Horner Bund (1608) gegen ihn vereinigten evangelischen Ständeopposition, die die Einstellung der Gegenreformation und die Bestätigung der ihnen von Maximilian II. gewährten Religionsfreiheiten forderte, kam es 1609 zum Vergleich. In der so genannten "Religionskapitulation" bestätigte und erweiterte Matthias die Religionsfreiheiten des Adels.

1611 vermählte sich Matthias mit seiner Cousine Anna, der Tochter Erzherzog Ferdinands von Tirol, die Ehe blieb kinderlos. Matthias und seine Frau stifteten die Kapuzinergruft in Wien als künftige Grablege der Familie. Nach dem Tod Rudolfs (1612) wurde der 55-jährige Erzherzog zum Kaiser gewählt und stand in der Folgezeit vor allem unter dem Einfluss Bischof bzw. Kardinal Khlesls, der - im Volksmund "Vizekaiser" genannt - die Regierungsgeschäfte führte. Das letzte Lebensjahr des Kaisers war von den Ereignissen in Böhmen überschattet, wo die Auseinandersetzungen mit den evangelischen Ständen am 23. Mai 1618 zum "Prager Fenstersturz" führten: Evangelische Ständevertreter stürzten zwei kaiserliche Statthalter und einen Geheimsekretär aus einem Fenster der Prager Burg in den Burggraben, wo sie auf einen Misthaufen fielen und daher überlebten. In Böhmen kam es zum Aufstand, die Kriegshandlungen griffen auch auf Österreich über, wo vor allem Zwettl betroffen war. Die evangelischen Adeligen in Österreich sympathisierten mit den Böhmen. Als Matthias im März 1619 Wien starb, ging die Erbfolge auf den streng katholisch erzogenen Ferdinand von der Steiermark über.