König Rudolf I.


*1.5.1218 bis †15.7.1291

Schlacht bei Dürnkrut und Jedenspeigen am 26. August 1278

Der zwischen König Rudolf I. und König Ottokar II. von Böhmen im Jahr 1276 geschlossene Frieden blieb nicht von langer Dauer. Strittige Punkte im Friedensvertrag sowie Widerstände gegen Rudolf veränderten die Machtkonstellation zugunsten Ottokars, der wieder verstärkte Unterstützung im Adel und vor allem im Wiener Bürgertum fand. Eine kriegerische Auseinandersetzung zeichnete sich ab, allerdings besaß Rudolf nicht jene breite Unterstützung wie zwei Jahre zuvor, als er mit einem Reichsheer gegen Ottokar zog. Einer seiner wichtigsten Verbündeten war König Ladislaus IV. von Ungarn.
Am 23. August 1278 hatte das Heer Rudolfs auf einer Anhöhe zwischen Stillfried und Dürnkrut an der March sein Lager aufgeschlagen. Ottokar stand nördlich davon auf dem "Chruterfeld" bei Jedenspeigen. Freitag, der 26. August, war für die Schlacht bestimmt worden; angeblich war es Rudolfs Gewohnheit, Schlachten am Freitag zu schlagen. Der Basler Bischof Heinrich Koderer las morgens die Messe. Danach marschierte Rudolfs Heer mit dem Schlachtruf "Rom, Rom" und "Christus, Christus" aufs Feld, als Erkennnungszeichen diente ein weißes und rotes Kreuz. Ottokar hatte die Parole "Praga, Praga" und ein grünes Kreuz gewählt. Rudolf kehrte Reichspatriotismus und Christentum zur Motivierung seiner Anhänger hervor, auch wenn ein Teil seines Herres nicht-christliche Kumanen waren und mit beiden nichts zu schaffen hatten. Später wurde dieser "Schönheitsfehler" vorteilhaft gedeutet: Die Kumanen und "halbchristlichen" Ungarn hätten den Namen Christi erstmals in vollem Ernst und immer wieder gerufen.
Wie in traditionellen Ritterschlachten führten beide Könige selbst ihr Heer auf das Schlachtfeld. Rudolfs Heer bestand vor allem aus schwäbischen und elsässischen Rittern sowie Adeligen aus Österreich, der Steiermark, Kärnten und Krain und einer bedeutenden ungarischen Streitmacht, verstärkt mit kumanischen Reiterkriegern. Zu Ottokars Heer gehörten auch Kontingente aus dem Reich, vor allem aus Thüringen, Brandenburg und Meißen, sowie aus Polen. Über die Größe der Heere gibt es unterschiedliche Informationen. Auch wenn Rudolfs Streitmacht - angeblich 30.000 Mann - unterlegen war, dürfte die Behauptung, Ottokars Heer sei doppelt so groß gewesen sein (anderswo sogar viermal so groß) übertrieben sein, um Rudolfs Sieg mit Gottes Hilfe hervorzuheben.
Obwohl es zur Tradition solcher Gefechte gehörte, dass man ritterliche Gefangene viel eher gefangen nahm als tötete, gab es auf dem Marchfeld mehr vornehme Opfer als üblich. Auch König Rudolf selbst, immerhin inzwischen sechzig Jahre alt, soll einmal, nach einem Sturz vom Pferd, in Lebensgefahr geraten sein.
Lange hielten die Heere einander die Waage. Den Ausschlag gab eine in der Flanke des Gegners von Rudolf zurückgehaltene Reserve von 50 bis 60 Rittern, die im entscheidenden Moment angriffen - eine Taktik, die dem ritterlichen Brauch widersprach, wonach nur frontal Aug in Aug gekämpft wurde, und daher umso erfolgreicher war. Der Angriff stürzte die Ritter angesichts des engen Blickwinkels ihrer Topfhelme in Verwirrung und das Heer des Böhmenkönigs ergriff die Flucht. Viele wurden dabei getötet, andere ertranken in der March, Tausende wurden gefangen genommen, insgesamt etwa 12.000 Mann, wie sich Rudolf in einem Brief rühmte, nach einer anderen Überlieferung sogar 14.000.
Auch Ottokar fiel in dieser Schlacht, allerdings starb er nicht ritterlich im Kampf, sondern geriet in die Hände seiner Gegner und wurde vermutlich ganz unritterlich aus Rache einfach umgebracht und nur sein nackter Leichnam zurückgelassen. Sein unrühmliches Ende wurde in verschiedensten Versionen überliefert, manche davon angesichts der Peinlichkeit geschönt, um Rudolf zu entlasten, wie etwa jene, Ottokar sei von den eigenen Leuten aus Rache getötet worden.
Ottokars Leichnam wurde nach Wien gebracht und bei den Minoriten ohne Gesänge, Messen und Glocken aufgebahrt, da er im Kirchenbann gestorben war. In ein von Rudolfs Gemahlin Gertrud-Anna gespendetes purpurnes Leichentuch gehüllt, lag er 30 Wochen in Wien, bis ihn die Böhmen nach Prag brachten. Nur das Herz blieb in Wien. Erst 1297 fand er ein würdiges Begräbnis, im 14. Jahrhundert ließ ihm schließlich Karl IV. im Veitsdom ein Grab errichten.
(Quelle: Die Habsburger, hg. v. B. Vacha, 1992, S. 48ff.)