Die Darstellung von Juden mit dem unreinsten Tier ihrer Religion, dem Schwein, gehört zu den abstoßendsten Motiven judenfeindlicher Propaganda. Das Steinrelief aus Wiener Neustadt zeigt vier Juden, die an den Zitzen einer Sau saugen, ein weiterer hält sich am Schwanz fest und zwei kauern am Boden. Das Schwein galt als Symbol der Sünde. Die Darstellung brachte also Juden stereotyp in buchstäblich "körperliche" Verbindung mit Unglauben, Sündhaftigkeit und Ekel. Das Motiv der "Judensau" ist seit dem 13. Jahrhundert belegt und wurde bis in die jüngste Zeit tradiert: das antisemitische Schimpfwort "Saujud" hat hier seinen Ursprung.
Das vermutlich aus dem 15. Jahrhundert stammende Relief, im Inventar des Stadtmuseums als "Judenspott" bezeichnet, besteht aus einem feinkörnigen Leithakalk (Kalksandstein) und weist Reste einer neuzeitlichen, polychromen Überfassung auf. Dem Wiener Neustädter Chronisten Josef Meyer zufolge wurde es im Hof des Hauses Hauptplatz 16 gefunden. Nicht bekannt ist, wann das Relief angefertigt wurde und wo es sich ursprünglich befand. In Wiener Neustadt bestand von der Mitte des 13. bis zum Ende des 15. Jahrhunderts eine sehr bedeutende jüdische Gemeinde. Möglicherweise bildete ihre Vertreibung auf Befehl Maximilians I. im Jahr 1496 den Anlass für diese Diffamierung.