Gutenstein - Wallfahrtskirche und Servitenkloster auf dem Mariahilfberg
(1668 bis 1724)


Matthias Steinl (*~1644, †1727)

Die Wallfahrt zum Mariahilfberg südwestlich von Gutenstein entwickelte sich im 17. Jahrhundert. Nach der Gründungslegende holte der Gutensteiner Marktrichter Sebastian Schlager, dem im Traum Maria erschienen war und ihn beauftragte hatte, ein Bildnis anzufertigen, eine Kopie des Mariazeller Gnadenbildes und befestigte es an einer Buche. Das Bild erwies sich als wundertätig (Heilung an Lahmen) und wurde zum Pilgerziel. 1665 wurde eine hölzerne Kapelle errichtet, die drei Jahre später durch eine einfache barocke Kirche ersetzt wurde. Ihr Bau ist vor allem Johann Balthasar II. von Hoyos, dem Besitzer der Herrschaft Gutenstein zu verdanken, der sich nach einem Gelübde anlässlich eines Jagdunfalls bei Papst Clemens IX. für die Errichtung einsetzte. Die Betreuung übertrug er 1672 dem Servitenorden und stiftete das 1679 bis 1685 erbaute Kloster (Weihe 1688). Durch einen Großbrand wurde 1708 die Kirche zerstört und unter den Grafen Ernst Ludwig und Philipp Joseph von Hoyos bis 1724 eine weitaus größere Kirche errichtet, die 1727 geweiht wurde. Bei der Restaurierung 1989-1991 wurde die ursprüngliche Farbigkeit innen und außen wiederhergestellt.
Die Wallfahrtskirche Hilfreiche Jungfrau Maria ist eine barocke Saalkirche mit breiter, ausladender Vorhalle und einer repräsentativen Fassade, betont durch einen leicht vorgezogenen Fassadenturm. Das einschiffige Langhaus mit rund geschlossenem Chor wird von niedrigen Seitenkapellen und darüber liegenden Emporen flankiert. 
Bemerkenswert ist die barocke Einrichtung mit dem mächtigen Hochaltar (1720) und mehreren Seitenaltären (Georgsaltar, Johannes Nepomuk-Altar, Philippus-Benitus-Altar, Arme-Seelen-Altar, Schmerzensmutter-Altar, Peregrinus-Altar). Das Gnadenbild auf dem Hochaltar mit Darstellung der Gründungslegende ist von einem reichen Strahlenkranz gerahmt. Die seitlichen Heiligenstatuen (Joachim und Anna, Philippus Neris, Maria Magdalena) sind Namenspatrone der Grafen von Hoyos, die den Kirchenbau stifteten.
Das von Peter Baron errichtete Klostergebäude schließt in einem stumpfen Winkel direkt an die Vorhalle der Kirche an. Es ist ein lang gestrecktes, zweigeschoßiges Gebäude mit gleichförmig gesetzten Fensterachsen. 1724 erfolgte eine Erweiterung im Osten durch einen Saal, dem ehemaligen Sommerrefektorium.
Im engeren und weiteren Umfeld der Kirche befinden sich zahlreiche Andachtsstätten, darunter die Bildsäule Maria Immaculata auf dem Platz vor der Kirche (Schaft und Kapitell um 1700, Statue 19. Jh.), etwas unterhalb der Kirche die 1694 errichtete Maria-vom-Siege-Kapelle mit einer bemerkenswerten Statue der Madonna um 1700, die (ehemals 13) gleich gestalteten Pfeilerbildstöcke am "Wurzelweg", dem einst meist genutzten Wallfahrtsweg, mit Darstellungen aus dem Marienleben sowie ein Kreuzweg um den Residenzberg mit 12 Stationen und einer Heilig-Grab-Kapelle.