Aggstein


Gemeinde Schönbühel-Aggsbach

Ortsgeschichte

Ein weithin sichtbares Wahrzeichen der Wachau ist die legendäre Burgruine Aggstein. 300 Meter hoch über der Donau auf einer nach drei Seiten abfallenden Felszunge gelegen, ermöglichte die Burg ihren Herren von alters her die Kontrolle des Durchzugsverkehrs.

Vermutlich Anfang des 12. Jahrhunderts von Manegold III. von Aggsbach-Werde erbaut, war sie 1231 bis 1335 als Lehen der bayerischen Herzöge im Besitz der Kuenringer. In der Fehde der Ministerialen gegen Herzog Friedrich II. unter der Führung der legendären „Hunde von Kuenring", der Brüder Heinrich und Hadmar von Kuenring, wurde Aggstein - wie auch Dürnstein, Weitra und Zwettl - 1231 von Friedrich II. gebrochen. Wenige Jahrzehnte später, 1296, brach Herzog Albrecht I. die Burg anlässlich einer Adelserhebung unter Führung Leutolds von Kuenring zum zweiten Mal.

Über die Erbtochter Anna von Kuenring, Gemahlin Heidenreichs von Maissau, kam die Burg an die Maissauer und im 15. Jahrhundert (1429) an den angesehenen Ritter Jörg (Georg) Scheck von Wald, Rat Herzog Albrechts V. und König Friedrichs III. In der Legende lebte er, ebenso wie die Kuenringerbrüder Heinrich und Hadmar, als grausamer Raubritter "Schreckenwald" oder "Schreck vom Wald" weiter. Die heutige Anlage der Burg geht im Wesentlichen auf ihn zurück.

Seit 1478 wurde Aggstein von landesfürstlichen Pflegern verwaltet und war gelegentlich verpfändet. Die Witwe des letzten Pfandinhabers, Anna von Polheim, kaufte die Burg 1606 und ließ die Mittelburg im Stil der Renaissance erneuern. In der Folgezeit kam sie in den Besitz der Grafen von Starhemberg (1685), die sie mit der Herrschaft Schönbühel vereinigten. Im 18. Jahrhundert verfiel die Burg. 1819 kam sie an die Grafen von Beroldingen, heutige Eigentümer sind die Grafen Seilern zu Aspang-Schönbühel.

Im 19. Jahrhundert wurde die Ruine zum wildromantischen Symbol des großen Erbes der Vergangenheit. Gedichte, Bilder und (Schauer-)Geschichten um die „Raubritterburg" machten den Aggstein überaus populär. Ansatzpunkt der Legendenbildung war vor allem die Kuenringer-Herrschaft im Donautal, wobei die Sage von den „Hunden von Kuenring" mit der Sage vom Rosengärtlein verbunden wurde. Durch die Identifikation Schreckenwalds mit Hadmar von Kuenring wurde das Rosengarten-Motiv Teil der kuenringischen Sagentradition. Die Verse von Josef Viktor Scheffel in seiner Liedsammlung Gaudeamus (1867) – Nur die dornig wilden weißen Todesrosen blühen dort –  machten das Rosengärtlein in deutsch-nationalen Kreisen bekannt, wo Scheffel als „der" deutsche Dichter schlechthin galt. 1903 errichtete ihm die Wiener Scheffelgemeinde auf dem Aggstein ein Denkmal. Julius Bittner komponierte und dichtete die Kuenringer-Oper „Das Rosengärtlein", die in den 1930er-Jahren auch im Radio gesendet wurde.