Aggstein


Gemeinde Schönbühel-Aggsbach

Sage von der Kaufmannslist und der Gefangennahme Hadmars von Kuenring

Die Fehden der Brüder Heinrich und Hadmar III. von Kuenring, der "Hunde", gegen Herzog Friedrich II. lebten in der Sage weiter, wonach sie die gefürchtetsten "Raubritter" ihrer Zeit gewesen sein sollen.
So wird erzählt, dass Hadmar III. unterhalb der Burg eine mächtige Eisenkette über die Donau legen ließ. Sie lag auf dem Grund des Stroms und konnte mit Hilfe einer Maschine am anderen Ufer gespannt werden. Die Handelsschiffe wurden auf diese Weise zum Anlegen gezwungen, mussten Maut und Zoll zahlen oder wurden ausgeraubt. Für die gefangenen Handelsherren wurde Lösegeld verlangt. Mit einer List soll Herzog Friedrich II. den Kuenringer überwunden haben. Ein Kaufmann namens Rüdiger rüstete in Regensburg ein mit kostbaren Waren beladenes Schiff aus, auf dem dreißig Bewaffnete versteckt wurden. Das Schiff wurde mit der Kette zum Anlegen gezwungen und Hadmar eilte von der Burg herab, um das Ausladen zu überwachen. Als er das Schiff betrat, wurde er gefangen genommen, die Kette wurde in der Donau versenkt.
Hintergrund der Erzählung bildete der Ministerialenaufstand unter Führung der Kuenringer-Brüder gegen Herzog Friedrich II. (1230/1231). Die diffamierende Darstellung als räuberische Hunde kam der landesfürstlichen Propaganda sehr entgegen. Während die Kuenringer als Prototypen der ungetreuen Aufrührer erscheinen, handelt der junge, tapfere und gerechte Landesfürst zum Wohl des Landes.
Die Sage, in der die Fehden der Kuenringer mit dem Landesfürsten und ihre vermutlich strittigen oder auch missbräuchlich genutzten Mautrechte zu Wasser und zu Land zu einer bis heute erzählten Geschichte zusammenflossen, hat ihren Ursprung im Zwettler Stifterbuch, der "Bärenhaut".
(Quelle: Die Kuenringer - Das Werden des Landes Niederösterreich, Katalog des NÖ Landesmuseums, Neue Folge Nr. 110, 1981, S. 342f.)