Ortsgeschichte
Die Gemeinde Altlichtenwarth im nordöstlichen Weinviertel (Bez. Mistelbach) ist ein malerisch am Südhang des sog. Hutsaulberges (274 m) gelegenes Straßendorf mit rund 800 Einwohnern. Die Gemeinde besteht heute nur aus der gleichnamigen Katastralgemeinde.
Der 1232 erstmals urkundlich genannte Ort gehörte zum Besitz der Liechtensteiner, der zwei Jahre vor der Erstnennung Altlichtenwarths in drei Herrschaften geteilt worden war (1230). Die Herrschaft im nördlichen Weinviertel fiel an Heinrich I. von Liechtenstein (belegt 1230–1265), der in (Alt-)Lichtenwarth einen neuen Herrschaftsmittelpunkt errichtet haben dürfte, nach dem er sich später auch nannte. Der befestigte Adelssitz befand sich auf dem Hutsaulberg und bestand aus einem Kernwerk in Form eines Kegelstumpfs und einer Grabenanlage. 1923 wurde die Hausberganlage zu einem Kriegerdenkmal ausgestaltet. Im Zentrum des ehemaligen Kernwerks wurde ein Aussichtsturm mit Gedenkraum errichtet. Der Turm bietet eine gute Fernsicht und macht die Wirkung des mittelalterlichen Adelssitzes nachvollziehbar.
Die hoch gelegene Pfarrkirche St. Nikolaus am Nordrand des Ortes ist ein kunsthistorisch bedeutsames Bauwerk aus der Übergangszeit von der Romanik zur Gotik. Das romanische Langhaus stammt aus dem 12. Jahrhundert, der polygonale Chor und das südliche Seitenschiff aus einer zweiten Bauphase um 1230/40. Bauherr war vermutlich Heinrich I. von Liechtenstein. Der Chor des Seitenschiffs wurde um 1300/10 vollständig mit Wandmalereien im gotischen Zackenstil geschmückt, die im 15. Jahrhundert allerdings teilweise übermalt wurden (um 1470). Im Zuge der spätgotischen Ausbauphase um 1450/60 erfolgten die Einwölbung der ursprünglich flach gedeckten Kirche und die Errichtung des Turms. Die Inneneinrichtung stammt großteils aus der Barockzeit, eine Ausnahme bildet eine mittelalterliche Madonna mit Kind (um 1500).
Der Ort hatte im Lauf der Geschichte unter Einfällen der Ungarn und Böhmen (1260, 1278, 1407, 1706) schwer zu leiden. Während des 30jährigen Krieges fanden 1645 309 Bewohner:innen beim Einfall der Schweden den Tod. Zu Schweickhardts Zeiten zählte der Ort 209 Familien mit 418 männlichen, 464 weiblichen Personen und 165 Schulkinder. Der Viehstand belief sich auf 89 Pferde, 2 Ochsen, 182 Kühen, 1397 Schafen, 13 Ziegen und 205 Schweine. An Handwerken waren 4 Schuhmacher, 4 Schneider, 3 Maurer, 2 Hufschmiede, 2 Krämer, 1 Wagner, 1 Bäcker, 1 Fleischer, 1 Weber und 1 Binder vertreten. Schon zu dieser Zeit war der Weinbau für alle Einwohner eine wichtige Einnahmequelle. Die Weingärten lieferten, so Schweickhardt, die gesündesten österreichischen Weine. Mit den Erträgnissen wurde bis nach Mähren gehandelt.
In den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs wurde Altlichtenwarth zum Schauplatz heftiger Kämpfe zwischen Truppen der Roten Armee und der Waffen-SS. Sie dauerten vom 18. bis zum 20. April 1945. 27 sowjetische und 59 deutsche Soldaten fanden dabei den Tod. Der Ort wurde geplündert, 54 Gebäude völlig zerstört, 40 schwer beschädigt.
Mit Bescheid vom 18. November 1969 verlieh die Niederösterreichische Landesregierung der Gemeinde Altlichtenwarth ein Wappen: In einem blauen Feld. auf einem grünen Dreiberg stehend, ein silberner, zinnenbekrönter gemauerter Wachtturm mit schwarzem geschlossenen Tor und darüberliegendem ebensolchen Fenster. Die eingereichten Gemeindefarben Grün-Weiß-Blau wurden genehmigt.
Eine bis in das Mittelalter zurückreichende Tradition hat hier der Weinbau. Bemerkenswert ist die weithin sichtbare "Kellergasse am Silberberg", ein nicht bewohnter Ortsteil, in dem sich die weiß gekalkten Presshäuser mit den Kellern über mehrere Etagen erstrecken. Im Silberberg wurde früher der Wein gekeltert und daher – wegen seiner ausgezeichneten Qualität - im übertragenen Sinn "versilbert". Heute werden vor allem Weißweine produziert, insbesondere der Weinviertler "Grüne Veltliner".