Neustadtl an der Donau


Gemeinde Neustadtl an der Donau

Ortsgeschichte

Vom hügeligen waldigen Gebiet der Neustadtler Platte bis zur Donau erstreckt sich das Gemeindegebiet von Neustadtl. Heute besteht die Gemeinde aus acht Katastralgemeinden: Berghof, Freienstein, Hößgang, Kleinwolfstein, Nabegg, Neustadtl, Schaltberg und Windpassing. Die kleinen Weiler Freienstein und Hößgang liegen im Donautal.

Weithin sichtbar auf dem Hochplateau liegt der Hauptort und Sitz der Gemeindeverwaltung Neustadtl-Markt. Niwenstat im Gebiet des Hengstberges gelegen – in confinio montis, qui uulgariter hengist dicitur – entstand als eine planmäßig angelegte Rodungskirchsiedlung, die Bischof Reginberg von Passau mit Urkunde vom 16. Mai 1147 dem neu gegründeten Augustiner-Chorherrnstift Sabinek (Sarmingstein) als Dotation übertrug. 1161 verließen die Chorherren wieder Sarmingstein wegen seiner ungünstigen Lage und zogen in das von ihnen errichtete Stift Waldhausen. In diesem Jahr weihte Bischof Konrad von Passau in Niwenstat eine Kirche zum hl. Kreuz. Die Schenkung an das Augustiner-Chorherrenstift trug von Beginn an Sprengstoff in sich, da das Gebiet eigentlich zur Mutterpfarre Stephanshart gehörte, die wiederum dem Kollegiatstift Ardagger unterstand. Die Rechtsstreitigkeiten zwischen Waldhausen und Ardagger konnten 1215 durch eine salomonische Lösung beigelegt werden, wie die von Marquard, Propst von Waldhausen, und Hartmann, Propst von Ardagger, unterzeichnete Urkunde belegt: Das Patronat verblieb beim Stift Waldhausen, der Pfarrer wurde aus dem Kreis der Chorherren von Ardagger gestellt. Ab 1480 war das Stift Waldhausen dann für alle Belange der Pfarre Neustadtl zuständig. Mit der Aufhebung des Stiftes 1792 übernahm der oberösterreichische Religionsfonds das Patronat.

Wie in manch anderen Ortschaften der Region gab es auch in Neustadtl im 13. Jahrhundert Waldenser. Für 1296 sind Vertreter dieser häretischen Bewegung der Brüder und Schwestern vom freien Geist überliefert. 1360 erwarb Rudolf von Wallsee zu Seisenegg das Amt Neustadtl und die Vogtei über die Pfarre.

Zu Anfang des 16. Jahrhunderts wurde die im Ortszentrum gelegene Pfarrkirche, die dem hl. Jakobus dem Älteren geweiht ist, um- und ausgebaut. Von einem älteren Bau stammt der etwa zu Ende des 14. Jahrhunderts entstandene Chor, der noch mit einem Kreuzrippengewölbe überwölbt ist. Neu errichtet wurde das hallenartige Langhaus, ein fast quadratischer Vierstützenraum. Langhaus und Orgelempore überspannen Netzrippen- und verstäbte Schlingrippengewölbe. 1508 konnten in der Kirche zwei Altäre geweiht werden. Die spätmittelalterliche Ausstattung fiel der Barockisierung Mitte des 18. Jahrhunderts zum Opfer. Überreste der spätgotischen Verglasung werden heute im Diözesanmuseum in St. Pölten aufbewahrt.

Angeblich soll bereits zu Beginn des 15. Jahrhunderts eine Schule in Neustadtl bestanden haben. Für das Jahr 1555 ist erstmals ein Schulmeister – anthonij – in den Kirchenrechnungen belegt. Zwei Urbaren – 1484 und 1603 datiert – verzeichneten die Rechte und Pflichten der Untertanen. Der Text des jüngeren Urbars lässt vermuten, dass Neustadtl zumindest seit 1603 über Marktrechte verfügte, wenn sich auch keine Markterhebungsurkunde erhalten hat. Jährlich wurden nun zu Gregori und Jakobi Märkte  abgehalten. 1630 wurde für die Orte auf der Neustadtler Platte das eigene Landgericht Neustadtl geschaffen. Der Galgen stand am Schoberberg. Zuvor hatte das Landgericht Seisenegg die Blutgerichtsbarkeit ausgeübt. Während des zweiten osmanischen Einfalls 1683 drangen Renner und Brenner bis Neustadtl vor, Häuser wurden niedergebrannt, Menschen getötet oder verschleppt. In ihrer Not gelobten die Neustadtler Wallfahrten nach Sonntagberg und Maria Taferl – haben die pfarkinder versprochen iahrlich auf den sontagberg ad beatissima Trinitatis wie auch ad b. Virgina Maria unserer Frauen Taferl ein walfahrt zu mache. Die Fußwallfahrt nach Maria Taferl findet noch heute rund um den 1. Mai statt.

Die um 1800 einsetzenden Versuche, die Region bergbautechnisch zu erschließen, scheiterten bald an den zu geringen Vorkommen, so der Silberabbau und die Braunkohlengewinnung bei Beidenstein in Wimpassing. 1806 kam in der Katastralgemeinde Berghof Leopold Lueger, der Vater des Wiener Bürgermeisters und Politikers Karl Lueger zur Welt. Der Vater Leopold Luegers war Bauer und Steinmetz. Leopold Lueger diente zunächst Berufssoldat, dann war er Saaldiener am Polytechnischen Institut in Wien. 1831 wurde in Neustadtl ein neuer Friedhof auf dem Hochkreuzfeld rund um das um 1630 errichtete Georgikreuz angelegt. Mit dem Georgikreuz war seit dem 17. Jahrhundert eine Stiftung verbunden, aus deren Erlös die Gemeindearmen unterstützt wurden. Der alte Friedhof bei der Pfarrkirche wurde aufgelassen. Zu Zeiten Schweickhardts umfasste das Pfarrdorf Neustadtl 25 Häuser. Nach seiner Schilderung waren die meisten Bewohner Gewerbsleute und Professionisten, die nebenbei auch noch eine Landwirtschaft betrieben: 1 Wundarzt, 1 Krämer, 5 Wirthe, 2 Bäcker, 1 Fleischer, 1 Hafner, 1 Hufschmied, 1 Maurer, 1 Schneider, 3 Schuhmacher, 1 Wagner, 1 Weber, 2 Zimmerleute und 3 Taglöhner. Der Viehbestand belief sich auf 5 Pferde, 4 Ochsen, 36 Kühen, 2 Ziegen und 8 Schweine. Mit der Aufhebung der Grundherrschaft entstanden nach 1848 auf der Neustadtler Platte acht selbstständige Gemeinden, die den heutigen Katastralgemeinden entsprechen. 1863 erhielt Neustadtl eine neue Volksschule. Das alte Gebäude, 1788 aus Mitteln des Oberösterreichischen Religionsfonds errichtet, war für die rund 250 Schüler zu klein geworden.

In den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg wurden notwendige infrastrukturellen Maßnahmen getroffen, wie etwa der Bau einer Wasserleitung, und Wohnraum geschaffen, um die Abwanderung hintanzuhalten. Ab 1961 begann man mit dem Um- und Ausbau der Volksschule und ab 1969 mit dem Bau einer Hauptschule, an dem sich auch die Nachbargemeinden beteiligten. Dieser Bau war mit ein Grund für den mit 1. Jänner 1970 erfolgten Zusammenschluss der Gemeinden Berghof, Nabegg, Klein-Wolfstein, Neustadtl-Markt und Windpassing zur Großgemeinde Neustadtl an der Donau. Mit Bescheid vom 9. September 1977 verlieh die Niederösterreichische Landesregierung der Marktgemeinde ein Wappen: Ein von einem silbernen Wellenbalken durchzogener blauer Schild, belegt mit einer darüberliegenden aus dem Schildesfuß emporwachsenden grünen Fichte, die rechts von einem goldenen Turm mit geschlossenem Tor und links von einem aus einem Felsen wachsenden goldenen Kreuz, beide auf der Schildesteilung stehend, begleitet wird. Die vom Gemeinderat festgesetzten Gemeindefarben Blau-Weiß-Grün wurden genehmigt. 1992/93 entstand das neue Gemeindezentrum.