Oberthern


Gemeinde Heldenberg

Ortsgeschichte

Die Katastralgemeinde Oberthern liegt im Tal des Weinviertler Therngrabenbachs. Erste Besiedlungsspuren gehen in das Mittelneolithikum zurück, denn hier wurde eine zweifache Kreisgrabenanlage entdeckt, die etwa 700 Meter südöstlich der Ortschaft zwischen dem Kohl- und dem Bründlersgraben liegt. Neben diesen steinzeitlichen Funden sind auch hallstattzeitliche Funde nennenswert. Der Ortsname geht vermutlich auf das slawische Wort für „Dornbusch“ zurück und wurde als Terni(je)e entlehnt. 1066 wird bereits in einer Urkunde König Heinrichs IV. in loco Ternie genannt, als Liutwin zwei Huben mit Weingärten erhielt (Urkunde im Stiftsarchiv Göttweig). Liutwin wurde vom Grafen Rapoto von Cham-Vohburg als serviens bezeichnet und wohl zu Recht als Ahnherr des Geschlechts der Sonnberger angesehen.

Ab dem 12. Jahrhundert wurden Schenkungen von Gütern in Oberthern an die Stifte Göttweig und Garsten (Oberösterreich) getätigt, womit der Grundbesitz zum größten Teil auch diesen beiden Klöstern zueigen war. Aus dem 15. Jahrhundert ist ein Banntaiding der Herrschaft Garsten erhalten, aus 1635 eines der Göttweiger Herrschaft. Die Göttweiger Untertanen unterstanden der Herrschaft Stein, die die Ortsobrigkeit ausübte. In Oberthern ist die Erinnerung an die ehemaligen geistlichen Grundherren noch lebendig: So werden die Bewohner des unteren Ortsteiles Steigartler (= Steyr-Garstler) genannt, während ein etwa 30 ha großer Gemeinschaftsbesitz an Wald nach wie vor als „Göttweiger Waldgemeinde“ bezeichnet wird. Ende des 16. Jahrhunderts trat überdies die Gräfin von Hardegg auf Wolfpassing als Besitzerin zweier Häuser in Oberthern auf.

Seit dem 17. Jahrhundert waren für Oberthern immer wieder Lehrer dokumentiert, außerdem stand den Unter- und Obertherner Kindern bereits vor 1787 die Pfarrschule von Großweikersdorf zur Verfügung. Im Zuge der Theresianischen Schulreform musste ein Schulhaus für beide Orte in Oberthern errichtet werden, worum sich das Gut annahm.

Seit mindestens 1066 betrieben die Menschen hier Weinbau, auch wenn 1826 nur von mittelmäßigem Landwein die Rede war. Schweickhardt beschrieb 1835 den Ort als Dorf mit 50 Häusern, in denen 72 Familien lebten. Der Viehstand belief sich auf 12 Pferde, 12 Ochsen, 60 Kühe, 86 Schafe, 10 Ziegen und 50 Schweine. Die meisten Einwohner lebten von der Landwirtschaft. An Handwerkern gab es 1 Schuster, 1 Schneider, 1 Weber, 1 Schmid und 1 Binder. Neben Getreide- und Weinanbau erwähnt Schweickhardt auch den umfangreichen Obstanbau, darunter besonders Kirschen, die ihrer Güte wegen bekannt waren. Ferner schwärmt er von der reizvollen Lage des Ortes, die er mit einem lieblichen Landschaftsgemälde vergleicht.

Mitten im Straßendorf liegt auf einer kleinen Anhöhe die dem heiligen Martin geweihte Kirche. Der heutige Bau wurde 1738 geweiht. An den spätgotischen Chor hatte man ein barockes Langhaus angebaut. Die Kirche unterstand bis zu dessen Aufhebung dem Kloster Garsten. Im Zuge der josephinischen Pfarrreformen wurde Oberthern 1784 zur Pfarre erhoben. Zuvor unterstand die Kirche der Pfarre Großweikersdorf. 1826 verwüstete ein Brand den Ort, der auch der Kirche schwere Schäden zufügte. Sie musste einer durchgreifenden Renovierung unterzogen werden. Dem Brand fielen auch der Pfarrhof und die Schule zum Opfer. 1958/9 erfolgte ein Erweiterungsbau nach den Plänen des bedeutenden Kirchenarchitekts Ladislaus Hruska.

Nach der Aufhebung der Grundherrschaft wurde Oberthern 1850 eine selbständige Gemeinde. In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges lag die Stabsbatterie eines SS-Panzerartillerieregiments in Oberthern. Als die Russen am 8. Mai von Hollabrunn kommend den Ort erreichten, war die Einheit allerdings bereits abgezogen. Es kam zu keinen Kampfhandlungen, allerdings beschlagnahmten die Rotarmisten den gesamten Viehbestand, brachen die Weinkeller auf und plünderten diese. Am 1. Jänner 1969 vereinigte sich Oberthern mit der Gemeinde Unterthern zur Gemeinde Thern. Auf Basis der Niederösterreichischen Gesetze zur Gemeindestrukturverbesserung bildet seit 1. Jänner 1972 Thern mit Glaubendorf, Großwetzdorf und Kleinwetzdorf die Großgemeinde Heldenberg.