Ulreichsberg


Gemeinde Sankt Aegyd am Neuwalde

Ortsgeschichte

Westlich des Kernhofer Gscheids am Zusammenfluss von Karner- und Rottenbach liegt die Streusiedlung Ulreichsberg, Von hier führt der Weg weiter in die Walster. Der Name der Siedlung und des benachbarten Hohen Ulreichsberges hat nichts mit dem Augsburger Heiligen Ulrich zu tun. Die Herkunft ist ungeklärt, vielleicht steht er im Zusammenhang mit der Unrechttraisen.

Das riesige Waldgebiet um Salza und Walster gehörte zur Herrschaft Hohenberg,  die 1627 durch Kauf an Johann Balthasar Graf von Hoyos gekommen war. Die ersten Schlägerungen begannen 1773 zunächst im Fadental. Es galt den Holzbedarf des Hüttenwerkes in der Schmelz (bei Annaberg) zu decken. 1783 schloss Joseph von Tobenz mit Johann Philipp Graf von Hoyos einen Abstockungsvertrag für das Gebiet um Salza und Walster. Er holte sich dazu Holzknechte aus dem Ötschergebiet, die um die Mitte des 18. Jahrhunderts aus der Gosau gekommen waren. Sie ließen sich hier in einem Gebiet nieder, in dem es bis zu diesem Zeitpunkt nur zwei Almhütten gegeben hatten, wie das Urbar der Herrschaft Hohenberg verzeichnet.

Die Holzknechte bekannten sich zum evangelischen Glauben. Sie waren in die evangelischen Pfarre Mitterbach (am Erlaufsee) eingepfarrt. 1782 lebten hier und im Fadental 183 Personen, von denen allerdings nur sechs Personen lesen und schreiben konnten. Wie auch in den anderen Holzknechtsiedlungen bemühten sich die Familien um einen Schulunterricht für ihre Kinder. Zunächst unterrichtete in Ulreichsberg jeweils in den Monaten September und Oktober der Mitterbacher Schulmeister Pehofer, der quasi als Wanderlehrer die evangelischen Gemeinden hier betreute. Es gab noch kein Schulgebäude oder einen regelmäßig genutzten Raum, die Schüler fanden sich zum Unterricht abwechselnd in anderen Keuschen ein. Erst 1859 kam es zur Errichtung eines Schulgebäudes, ein schlichter Holzbau bestehend aus einem Schulzimmer und der Wohnung für den Lehrer. Die Holzknechte mussten für den Erhalt der Schule aufkommen. Sie entrichteten ein Schulgeld in der Höhe von 5 Gulden, was in etwa einem Monatslohn entsprach. 1882 erhielt die Schule das Öffentlichkeitsrecht; allerdings blieb sie bis 1938 eine Privatinstitution der evangelischen Schulgemeinde.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts standen in Ulreichsberg 27 Häuser mit ca. 170 BewohnerInnen. Die Holzknechtfamilien waren großteils Selbstversorger, sie betrieben eine kleine Landwirtschaft, die von den Frauen versorgt wurde. Grund und Boden waren allerdings bis zum Luftkeuschen-Ablösegesetz von 1923 im Eigentum des Grundbesitzers, der Grafen Hoyos. Die Häuser gehörten den Holzknechten (= Luftkeusche). Die meisten Familien erwarben den Grund. Manche bauten in der Zwischenkriegszeit ihre Häuser auch aus und schufen so Raum für „Sommerfrischler“.  In den 30er Jahren florierte der Fremdenverkehr. Arbeitslosigkeit und schlechte Bezahlung waren Gründe für die damals einsetzende Abwanderung, die sich ungebremst nach dem Zweiten Weltkrieg fortsetzte.  Zwar fanden laufend Verbesserungen der Infrastruktur statt – 1951 Anschluss an das Stromnetz, 1981 Anschluss an das Telefonnetz), sie konnten allerdings nicht verhindern, dass 1974 die 1959–1961 neu errichtete Volksschule mangels SchülerInnen geschlossen wurde. 1985 wurde das alte Schulhaus (Nr 45) umgestaltet und zum Traugottkirchlein geweiht, im Gedenken an den Ulreichsberger Holzknechtsohn Traugott Kraft (1838–1911), der als Schulmeister in Ulreichsberg tätig war. Während seiner Amtszeit erfolgten eine Erweiterung der Schule sowie die Einrichtung des Lehrerdotationsfonds, mit dem die Grundlage für die Erhaltung der Privatschule geschaffen wurde.   

Die verlassenen Häuser wurden und werden zu Zweitwohnsitzen umgebaut oder dem Verfall preisgegeben.