Johannes (von) Nepomuk


*~1350 bis †1393

Biographie

Johannes von Nepomuk gehört zu den in Niederösterreich am meisten verehrten Heiligen, den sein gewaltsamer Tod auf der Prager Karlsbrücke zum Schutzherrn der Brücken machte. Er stammte aus dem Städtchen Pomuk (später Nepomuk) in Südböhmen, wo er um 1350 als Sohn eines Stadtrichters geboren wurde. 1370 trat er zunächst als öffentlicher Notar in den Dienst des Prager Erzbischofs und machte ab 1380 eine für einen Nichtadeligen beachtliche Karriere: Priesterweihe, Jusstudium in Prag und Padua mit Erlangung der Doktorwürde, Ernennung zum Kanoniker des Domkapitels am Prager Vysehrad, einer der angesehensten kirchlichen Institutionen Böhmens, und schließlich Berufung zum Generalvikar des Erzbischofs Johann II. von Jenstein. Als dessen "rechter Hand" oblag ihm die Verwaltung des Kirchenbesitzes, die Überwachung des Klerus und die jurisdiktionelle Verantwortung. Aus der Seelsorge hatte er sich völlig zurückgezogen, weshalb auch die ihm zugeschriebene Funktion eines Beichtvaters der Gemahlin König Wenzels vermutlich in den Bereich der Legende gehört.

Der historische Johannes geriet durch seine kirchliche Position in die machtpolitischen Auseinandersetzungen zwischen Erzbischof Jenstein und König Wenzel IV., der sich in der Frage um die Nachbesetzung der Leitung des böhmischen Klosters Kladruby (Kladrau) vom Erzbischof übergangen fühlte. Da dieser sich rechtzeitig in Sicherheit gebracht hatte, ließ der König dessen Generalvikar gleichsam stellvertretend foltern und dann in die Moldau werfen. Johannes bezahlte seine Loyalität gegenüber dem Erzbischof und dessen Kirchenpolitik mit dem Leben. Sein Aufsehen erregender Tod wie auch das von König Wenzel mehreren Beteiligten abverlangte Versprechen, über die Vorkommnisse zu schweigen, war der Anlass für die Legendenbildung. Etwa 50 Jahre später wurde sein Tod erstmals mit der Wahrung des Beichtgeheimnisses nachweisbar in Zusammenhang gebracht: Thomas Ebendorfer berichtet 1449 in seiner "Kaiserchronik", Johannes von Nepomuk hätte sich als Beichtvater der Königin geweigert, dem König Inhalte der Beichte zu verraten. Aus dem Kirchenpolitiker war der "Hüter des Beichtgeheimnisses" geworden.

Als bei der Öffnung seines Grabes im Prager Veitsdom 1719 seine Zunge unversehrt gefunden wurde, galt dies als Beweis der Verschwiegenheit. Johannes wurde 1721 selig und 1729 heilig gesprochen. Ab dem Ende des 17. Jahrhunderts entwickelte sich der Nepomuk-Kult in Österreich und Bayern geradezu explosionsartig zu einem wahren "Boom", der allerdings 1790 wieder abebbte. Das 1683 auf der Karlsbrücke errichtete Standbild wurde Vorbild für viele "Brückenheilige" in ganz Europa. Zu Nepomuks Sternenkranz finden sich verschiedene Deutungen: Die fünf oder sechs Sterne zeigten den Ort in der Moldau an, wo sich sein Leichnam befand, nach einer anderen Version umstrahlten sie seinen Leichnam bei der Auffindung, oder sie stehen für die lateinischen Wörter "tacui" (ich schwieg) bzw. "tacuit" (er schwieg).