Herzog Johann "Parricida"


*10.5.1290 bis †~13.12.1313

Biographie

Johann, der wegen der Ermordung seines Onkels König Albrecht I. den Beinamen "Parricida" (Vatermörder, Mörder eines Blutsverwandten) erhielt, war der einzige Sohn von Herzog Rudolf II. und der Premyslidin Agnes, der Tochter König Ottokars II. von Böhmen, und wurde erst nach dem Tod seines Vaters geboren. Die Hochzeit seiner Eltern hatte zwar zur Versöhnung zwischen Habsburgern und Premysliden nach den Auseinandersetzungen um die Nachfolge in den ehemaligen babenbergischen Ländern und dem Tod König Ottokars beigetragen, die Bluttat des Kindes aus dieser Ehe war aber wiederum die Folge von Nachfolgekonflikten, nun aber innerhalb der habsburgischen Familie.

1283 hatte sein Vater auf die Regierung zu Gunsten von dessen Bruder Albrecht I. verzichtet und sollte dafür anderweitig entschädigt werden, was aber bis zum Tod Rudolfs II. sieben Jahre später noch nicht erfolgt war. Johann wuchs zunächst in den habsburgischen Stammlanden (Brugg bzw. Baden im Aargau) auf, hielt sich nach dem Tod seiner Mutter (1297) am Hof seines Onkels Wenzel II. in Prag auf und ist später im Gefolge seines Onkels und Vormunds König Albrecht I. nachweisbar. Seit 1307 Mitregent in den Stammlanden, betrieb er ebenso energisch wie erfolglos die Übergabe des treuhändisch verwalteten Witwengutes seiner Mutter und den Erhalt der Entschädigung seines Vaters.

Die Verbindung von adeliger Opposition in der Schweiz mit persönlichen Rachegefühlen des enttäuschten, wütenden Johann gegenüber Albrecht I. führte zum Attentat kurz vor einem Böhmenfeldzug. Als König Albrecht am 1. Mai 1308 von der Burg Baden seiner Gemahlin nach Rheinfelden entgegenzog und nach dem Übergang über die Reuß allein in Gesellschaft seines Neffen und dessen Mitverschworenen Rudolf von Wart, Rudolf von Balm, Walter von Eschenbach und Konrad von Tegernfeld ritt, wurde der Mord ausgeführt. Die Reaktion der Zeitgenossen auf die Tat reichte von unverhohlener Freude über das Ende des als Unterdrücker erlebten Königs bis zur bewegten Klage. Den Tätern gelang die Flucht, erst über ein Jahr später wurden sie vom neuen König, dem Luxemburger Heinrich VII., geächtet. Johann bemühte sich 1312 in Pisa um die Gnade des Königs, wurde wahrscheinlich in der Stadt gefangen gehalten und starb dort vermutlich am 13. Dezember 1313 im Kloster San Niccolo, wo er auch begraben wurde.