Biographie
Der in Wiener Neustadt hingerichtete Wiener Bürgermeister Dr. Martin Siebenbürger (auch Capinius) stammte vermutlich aus Hermannstadt in Siebenbürgen. Auf Grund seiner Verwandtschaft mit der Wiener Bürgerfamilie Siebenbürger - sein Vetter war Stadtrichter und Ratsherr - kam er früh nach Wien, wo er Jus studierte, dann als Universitätslehrer wirkte und mit dem Humanisten Konrad Celtis befreundet war. Mehrmals war er Dekan der juridischen Fakultät und wurde Wiener Stadtrichter und Ratsherr.
Nach dem Tod Maximilians I. (1519) bildete sich um Siebenbürger eine - vor allem von Niederösterreichern und Wienern getragene - radikale Opposition gegen das noch von Maximilian eingesetzte landesfürstliche Regiment der "niederösterreichischen Länder" (Niederösterreich, Oberösterreich, Steiermark, Kärnten, Krain) in Wien. Es wurde vertrieben und eine neue Regierung eingesetzt. Zur Rechtfertigung des Vorgehens reiste Martin Siebenbürger mit einer ständischen Gesandtschaft zu König Karl V. nach Spanien, doch stieß er auf Unverständnis, nicht zuletzt wegen seines freimütigen, aber taktisch ungeschickten Vortrags, der als schroff empfunden wurde.
1520 wurde Siebenbürger zum Bürgermeister gewählt und trotz gewisser Bedenken von König Karl in der Funktion bestätigt. Auch wurden Verhandlungen über die Neubildung des Regiments aufgenommen, eine Lösung schien sich also abzuzeichnen. Als 1522 der neue Landesfürst Ferdinand I. nach den Wormser und Brüsseler Verträgen die Nachfolge in den althabsburgischen Ländern antrat und in Wiener Neustadt eintraf, kam es zu der von der ständischen Opposition gewünschten gerichtlichen Untersuchung unter dem persönlichen Vorsitz Ferdinands.
Das so genannte"Wiener Neustädter Blutgericht", wie der Prozess bzw. das Urteil bezeichnet wird, endete am 23. Juli 1522 mit acht Todesurteilen über Martin Siebenbürger und fünf weitere Ratsherren sowie die Adeligen Hans von Puchheim und Michael von Eytzing. Sieben von ihnen wurden am 9. und 11. August 1522 auf dem Wiener Neustädter Hauptplatz enthauptet, die Hinrichtung des Ratsherrn Hans Schwarz wurde vor den Mauern der Stadt vollstreckt. Siebenbürgers Familie konnte allerdings ihr Vermögen behalten, sein Sohn stieg später in einige politische Ämter auf.