Mannersdorf am Leithagebirge


Gemeinde Mannersdorf am Leithagebirge

Ortsgeschichte

Die Kleinstadt Mannersdorf am Leithagebirge liegt im südöstlichen Teil Niederösterreichs an der Grenze zum Burgenland. Am Westhang des Leithagebirges erstreckt sich der im Jahr 1986 eröffnete Naturpark „Mannersdorf-Wüste", charakterisiert durch Eichen- und Hainbuchenwälder, Teiche und Obstbaumwiesen, auf dem Areal des Erholungsgebietes befinden sich auch die Ruine Scharfeneck sowie noch erhaltene Gebäudeteile des ehemaligen Klosters „St. Anna in der Wüste". In wirtschaftlicher Hinsicht wird der Ort seit Jahrhunderten geprägt durch den Abbau und das Brennen von Kalkstein sowie seit 1894 durch die Herstellung von Zement.

Die Besiedlung der Region Mannersdorf reicht bis in die Jungsteinzeit zurück. 1233 wird Mannersdorf erstmals urkundlich erwähnt, der Ortsbezeichnung nach handelt es sich ursprünglich um eine Siedlung, die sich im Besitz eines Mannes namens „Menhart" befindet. Im 13. Jahrhundert ist Botho IV. de Scunda Herr über Mannersdorf, nach seinem Tod folgt ihm Konrad von Ungarisch Altenburg als Eigentümer nach. Mannersdorf wird im 14. Jahrhundert Teil der Herrschaft Scharfeneck, gehört also nun zu Ungarn. Zur Zeit Kaiser Maximilians I. wird die Herrschaft Scharfeneck in den Verwaltungsbereich des Landes Österreich unter der Enns eingegliedert und in der Folge immer wieder verpfändet: 1517 an Christoff von Zinzendorf, 1539 an den Hochmeister des St. Georgs Ordens und Superintendenten der kaiserlichen Hofkammer Wolfgang Prandtner, 1542 an Lienhart von Harrach, 1558 an die Herren von Polheim, im 17. Jahrhundert an Christoph Strauss, Rat und Vizedom Erzherzog Maximilians, später an die Grafen Trautsohn. 1694 kommt es zum Verkauf der Herrschaft Scharfeneck-Mannersdorf durch den Kaiser, neuer Eigentümer wird der Erzbischof von Gran, Georg Graf Szecheni, allerdings fällt der Besitz nach dessen Tod wieder an den Kaiser zurück. 1701 wird die Herrschaft an den Bischof von Würzburg verkauft und von diesem 1705 an seinen Schwager Christoph Ernst Fuchs Freiherrn von Limbach und Dornheim übergeben. In weiterer Folge erbt die Gattin des Freiherrn die Herrschaft Scharfeneck-Mannersdorf, Charlotte Fuchs, geborene Gräfin von Mollart, nach ihrem Ableben erwirbt Kaiser Franz I. die Herrschaft.

Die Pfarre Mannersdorf besteht vermutlich seit dem 13. Jahrhundert, die heutige Kirche zum Hl. Martin wird um 1638 erbaut. Die Herren von Polheim fördern im 16. Jahrhundert die Verbreitung des Protestantismus, der kroatische Teil der Bevölkerung (um 1530 werden in Mannersdorf und Umgebung Kroaten angesiedelt) bleibt katholisch und verlangt statt eines Predigers einen katholischen Priester in Mannersdorf einzusetzen, ein Anliegen, das 1578 an Erzherzog Ernst von Österreich herangetragen wird. Obwohl 1582 ein katholischer Seelsorger nach Mannersdorf berufen wird, rückt der deutschsprachige Teil der Bevölkerung, unterstützt durch die Familie Polheim, nicht vom protestantischen Glauben ab und weigert sich, dem katholischen Pfarrer Abgaben zu leisten. Noch zu Beginn des 17. Jahrhunderts gehören zahlreiche Bewohner von Mannersdorf dem Protestantismus an.

In den Steinbrüchen von Mannersdorf werden bereits zu Beginn des 15. Jahrhunderts in großem Umfang Steine gebrochen, für 1407 ist eine Lieferung von mehreren Wagenladungen an Steinen nach Wien bezeugt. Im 19. Jahrhundert findet Kalkstein aus Mannersdorf beim Bau des Burgtores und des Theseustempels in Wien Verwendung. Vom Mittelalter bis heute ist der Abbau von Leithakalk von größter wirtschaftlicher Bedeutung für Mannersdorf, gegenwärtig befindet sich das größte Zementwerk Österreichs in Mannersdorf. 1894 gründen die Brüder Leube aus Schwaben in der Nähe von Mannersdorf das erste Zementwerk. Die industrielle Entwicklung hat in Mannersdorf bereits im 18. Jahrhundert eingesetzt, mit Unterstützung des Kaiserhauses: 1786 gründet Anton Schwarzleitner die Leonische Drahtzugsfabrik zur Herstellung plattierter Metalldrähte, unter den neuen Besitzern Cornides und Steininger (ab 1795) wird die Fabrik ausgebaut. 1810 wird Cornides Edler von Krempach alleiniger Eigentümer, ab 1918 befindet sich das Unternehmen im Besitz von Cornides und Kühmayer, wird allerdings 1932 geschlossen. Im Jahr 1882 kommt es zur Gründung einer Filztuchfachbrik, 1895 geht das Kalkwerk Baxa in Betrieb. Der alte Kalkofen beherbergt heute ein Museum.

Von massiver Zerstörung sind Mannersdorf und die gesamte Region 1529 wie auch 1683 betroffen, als die Osmanen in den Ort einfallen. 1704 und 1705 ist die Bevölkerung von Mannersdorf wieder großer Gefahr ausgesetzt, ungarische Rebellen dringen in den Ort ein und brennen beinahe alle Häuse nieder. Im März 1945 wird Mannersdorf bombardiert, zwischen 1. und 3. April kommt es in der Nähe von Mannersdorf noch zu Kampfhandlungen, am 4. April marschieren aber bereits russische Soldaten in den Ort ein.

Mit Bescheid vom 2. Mai 1989 verlieh die Niederösterreichische Landesregierung der Marktgemeinde ein Wappen: In einem durch eine goldene Gegenstufenleiste geteilten Schild oben in Rot eine goldene Blätterkrone, unten in Blau über drei goldenen Wellenbalken im Schildesfuß eine goldene heraldische Rose. Die vom Gemeinderat festgesetzten Gemeindefarben Blau-Gelb-Rot wurden genehmigt.