Schwechat


Gemeinde Schwechat

Ortsgeschichte

Schwechat, mit Flughafen und Raffinerie heute meist Synonym für die technologischen Errungenschaften des 20. Jahrhunderts, hat eine bis in die Römerzeit zurückreichende Geschichte. Vermutlich zwischen 70 und 80 n. Chr. entstand im Gebiet des Schwechater Frauenfeldes ein Holz-Erde-Lager als Teil der Lagerkette am Donaulimes. Unter Kaiser Trajan (98-117) wurde das Reiterkastell Ala Nova für 500 Reiter als Schutz für Vindobona errichtet. Es lag am westlichen Ufer der Schwechat im Bereich des Pfarrfriedhofs und der späteren Klein-Schwechater Brauerei und bestand etwa 300 Jahre. 395 wird das Reiterlager im Ämterverzeichnis Notitia dignitatum das letzte Mal angeführt.

Im Mittelalter wird der Fluß Svechant erstmals in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts (1034/1041) im Zusammenhang mit einem Gütertausch erwähnt, der Ort einige Jahrzehnte später, als Bischof Altmann von Passau seine Stiftung Göttweig ausstattete (1072-1091). Im 12. und 13. Jahrhundert nannten sich Adelige nach dem Ort, der bis 1631 zur Herrschaft Ebersdorf und Leobersdorf gehörte.  Vom 14. bis zum 19. Jahrhundert bestand in Schwechat ein Landgericht.

Der Ort entwickelte sich aus einer Brückensiedlung mit zwei Siedlungskernen beiderseits des Flusses. Die westliche Siedlung im Bereich des Römerlagers und der ehemaligen Kirche Maria Anger war vermutlich älter. Die Kirche wird erstmals 1267 genannt und war eine Filiale, später ein Vikariat von St. Stephan in Wien. 1815 wurde das Kirchenvermögen auf die ehemalige Kapuzinerkirche übertragen und die Kirche mit Ausnahme der heute als Friedhofskapelle genutzten Seitenkapelle abgebrochen. Der östliche Ortsteil entstand um die Kirche St. Jakob, die vor 1300 erbaut und 1360 Pfarre wurde. Mitte des 18. Jahrhunderts wurde die Pfarrkirche von Baumeister Johann Georg Ebruster zusammen mit Pfarrhof und Schule als barockes, eine Ehrenhofanlage bildendes Ensemble neu erbaut (1755/1756). Stifter des Neubaus war der Direktor der Kattunfabrik Zailner von Zailenthal.

Der 1563 erstmals als Markt bezeichnete Ort lebte vom Ackerbau und ab dem 15. Jahrhundert auch vom Weinbau. Sehr früh sind auch Mühlen nachweisbar. Die von 1325 bis 1891 bestehende Maut war zunächst eine Brückenmaut und ab Ende des 16. Jahrhunderts eine sich auch auf die Donauschifffahrt erstreckende Wassermaut. In der frühen Neuzeit wurde der Ort während den Türkenbelagerungen 1529 und 1683 fast völlig zerstört und entvölkert.

Durch die Poststation war Schwechat ein bedeutender Verkehrsort mit zahlreichen Einkehrgasthöfen. Prägend für die Stadtentwicklung wurde aber die Industrialisierung, aufbauend auf die alte Mühlentradition und die mit der Gründung der Brauerei in Klein-Schwechat 1632 beginnende Brauereitradition. Großmühlen und die ab dem 17. Jahrhundert hier konzentrierte Textilindustrie, die besonders im 18. Jahrhundert große Bedeutung erlangte, brachten den wirtschaftlichen Aufschwung. Im 19. Jahrhundert wurde die Bierproduktion von der Industriellenfamilie Dreher entscheidend ausgeweitet. Sie war seit 1796 im Besitz der alten Brauerei, die ab 1836 von Anton Dreher zur größten Brauerei Europas ausgebaut wurde. 1841 wurde hier das erste Lagerbier erzeugt, unter Anton Dreher jun. kam es zur Erweiterung des Brauereigeländes und zum Einsatz hoch entwickelter Technologien. Sitz der Familie wurde das 1872 erworbene, ursprünglich barocke Schloss Schwechat, das demoliert und 1901/1902 von Baumeister Johann Miksch im neobarocken Stil  neu errichtet wurde. Ab 1873 bestanden in Schwechat auch zwei Hochöfen der Innerberger Hauptgewerkschaft, die aber 1903 stillgelegt wurden.

Die Positionierung als Industriestandort führte im 19. Jahrhundert zu einem sprunghaften Anstieg der Bevölkerung und war Grundlage der Stadterhebung am 14. August 1922. 1938 kam Schwechat als 23. Gemeindebezirk zu Wien, 1954 erfolgte die Rückgliederung nach Niederösterreich, die Eingemeindung von Alt- und Neukettenhof sowie der Katastralgemeinden Kledering, Mannswörth und Rannersdorf. 1944/1945 war Schwechat als Industrieort bevorzugtes Ziel von Luftangriffen und wurde schwer zerstört. Der Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg hatte gewaltige Ausmaße. Die Erdölraffinerie ist die größte derartige Anlage Österreichs, der ab 1953 ausgebaute Flughafen machte Schwechat zum internationalen Verkehrsknotenpunkt. Mit 1. Jänner 2017 wurde der Bezirk Wien-Umgebung aufgelöst. Schwechat wurde in den Bezirk Bruck an der Leitha eingegliedert.