St. Pantaleon (St. Pantaleon-Erla)


Gemeinde Sankt Pantaleon-Erla

Ortsgeschichte

Hart an der Grenze zu Oberösterreich erstreckt sich in den Niederungen der Donau das Gemeindegebiet von St. Pantaleon-Erla. Die heutige Gemeinde St. Pantaleon-Erla entstand 1971 im Zuge der NÖ Kommunalstrukturverbesserung durch die Zusammenlegung der Gemeinden St. Pantaleon und Erla.

Siedlungsspuren im Gemeindegebiet von St. Pantaleon finden sich seit der Jungsteinzeit. In römischer Zeit entstand um 170-225 n. Chr. östlich der heutigen Ennsmündung in der Nähe des heutigen Ortes Albing ein Legionslager zum Schutz der römischen Limesgrenze gegen die vordringenden Markomannen. Eine Identifizierung mit den auf der Tabula Peutingeriana überlieferten Namen ist bis heute nicht gelungen. In Frage kämen Elegio oder Mariniana. Vermutlich wegen Unterwaschungen durch die Donau wurde das Lager bald aufgegeben bzw. nie vollendet. Die zweite italische Legion, für die das Lager errichtet wurde, bezog in Lauriacum Station. 1904/05 fanden die ersten systematischen Grabungen statt. Rettungsgrabungen folgten. 2006 konnte die an der rückwärtigen Seite des Lagers situierte Porta decumana freigelegt werden. Die bisher durchgeführten Grabungen ergeben eine Lagergröße von ca. 23,3 ha mit vier Toranlagen und 28 Zwischentürmen. Die Längsseite des Lagers verlief parallel zum Donauarm. In jüngster Zeit stieß man bei Grabungsarbeiten auf die Mauerzüge eines Kohortenkastells aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. Unter Kaiser Valentinian I. (364-375) wurde die Gegend rund um St. Pantaleon in die Befestigungsoffensive des Limes miteinbezogen; das belegen der 1964 bei Regulierungsarbeiten am Erlabach bei Stögen im Ortsteil Ziegelfeld freigelegte Ziegelofen sowie zahlreiche römische Ziegelfragmente aus dieser Zeit.

Zum Schutz des wichtigen Donau- und Ennsüberganges vor dem Ansturm der Magyaren errichtete man in dem südlich der heutigen Donaubrücke gelegenen Pyburg (Nennung 899-902 als piburc) eine Schanzanlage, deren Wallanlage noch deutlich zu erkennen ist. Im älteren Urkundenmaterial lautet der Ortsname Zwieselkirchen. Die älteste Erwähnung als zwiselchirchen findet sich im Passauer Urbar von 1250). Erst ab dem 15. Jahrhundert bürgerte sich der Ortsnamen St. Pantaleon ein (1423 als Sant Penlian). Im 14. Jahrhundert errichteten wohl Angehörige der Familie Winter in Zwieselkirchen ein Festes Haus. Bis etwa 1530 war der Ansitz in Besitz der aus Salzburg stammenden Familie Perger, die sich nach St. Pantaleon nannten, so noch der 1521 verstorbene Stefan Perger. Sein Sohn Christoph nannte sich bereit nach seiner oberösterreichischen Besitzung, der Burg Clam. Er gilt als Stammvater der Grafen Clam-Martinic. In der Folge wechselten die Eigentümer häufig. Um 1628/29 dürften die damaligen Besitzer, die Familie Salburg, den Ansitz zu einem Renaissance-Wasserschloss ausgebaut habe, wie der Stich von G. M. Vischer zeigt. Im 18. Jahrhundert übernahmen die Auersperg den Besitz. Sie ließen Teile des Gebäudes abtragen und überformten den Rest barock.

Die im Ortszentrum gelegene Pfarrkirche geht auf einen frühromanischen Bau des 11. Jahrhunderts zurück. Um 1250 wird sie als Lehenspfarre zwiselchirchen des Rüdigers von Anschau genannt. Von diesem Bau ist die beeindruckende Krypta – eine der ältesten in Niederösterreich – erhalten. Seitlich in der Ostwand gelegene Treppen führen in diese Vierstützenhalle hinab. Auch der schmale Westchor gehört noch dem romanischen Bau an. Seit 1429 besaß die Herrschaft von Steyregg das Patronat. 1521 stiftete Stefan Perger in seinem Testament eine beträchtliche Summe für den Umbau zu der spätgotischen Hallenkirche in der heutigen Gestalt. Ein breitgezogenes zweischiffiges Langhaus über annähernd quadratischem Grundriss suggeriert den Eindruck eines Einstützenraumes, dessen Abschluss ein dreischiffiges Emporenjoch bildet. Ein Stern- und Schirmrippengewölbe überwölbt den Raum. Der vermutlich etwas früher, schon um 1510-1515, entstandene Ostchor ist etwas höher als das Langhaus. Die heutige Ausstattung ist neugotisch. Der spätgotische Hochaltar wurde 1893 verkauft und befindet sich auf der Burg Kreuzenstein. Nur die Statue des Kirchenpatrons blieb an seinem angestammten Platz, vermutlich weil sie das Kultbild einer seit 1660 gepflegten lokalen Wallfahrt zum Kirchenpatron darstellte. Der heilige Pantaleon ist einer der 14 Nothelfer. Als Leibarzt Kaiser Maximians (286–305) wurde er zum Patron der Ärzte, Apotheker und Hebammen. Er wurde auch in Wassernöten angerufen. Daher stehen die meisten der ihm geweihten Kirchen in der Nähe von Flüssen. Nach einer Blütezeit im 17. und 18. Jahrhundert erlosch die Wallfahrt nach dem Ersten Weltkrieg zur Gänze. Dem Schlossbesitzer Stefan Perger verdankt der Ort auch seine erste Schule, die dieser 1511 mit einer halbpammenen stube (vermutl. Stube mit Holzdecke aus halben Stämmen) und drei Feldern bedachte. Sehr oft fungierte in den folgenden Jahrhunderten der Mesner als Schulmeister.

Während der Reformation wirkten auch in St. Pantaleon protestantische Pastoren und Prediger: um 1580 war es ein Wenzel Weiß aus Meissen, 1625 der Prediger Hans Trumber. Im folgenden Jahr entzog Kaiser Ferdinand II. dem protestantischen Herrschaftsinhaber Helmhart Jörger das Patronatsrecht und übergab es den katholischen Grafen von Salburg auf Salaberg in Person Gottfrieds von Salburg. Durch die Lage an einer wichtigen Ost-West-Verbindung hatte die Bevölkerung immer wieder unter durchziehenden Truppeneinheiten zu leiden, so während des Dreißigjährigen Krieges und dreimal der Napoleonischen Kriegszüge. Besonders hart trafen den Ort die Plünderungen durch französische und deutsche Truppenteile im Frühjahr 1809. Das Plündern dauerte neun Tage. Liturgische Geräte und Paramente wurden aus der Kirche geraubt, die Reliquien in der Krypta geschändet.

Zur ersten Donauregulierung kam es 1822: Es erfolgte der erste Donaudurchstich mit einer Länge von rund 3 km im Machland bei Au an der Donau. Damit wurde die Donauschlinge trocken gelegt und Land gewonnen. 1835 waren die Arbeiten abgeschlossen. Schweickhardt beschrieb 1838 in seiner Darstellung des Erzherzogthums Österreich unter der Ens St. Pantaleon als Dorf von 70 Häusern. Im Ort lebten 88 Familien, der Viehbestand belief sich auf 17 Pferde, 8 Ochsen, 117 Kühen, 21 Schafen und 52 Schweinen. An Handwerkern waren 1 Schmied, 1 Wagner, 1 Sattler, 2 Schneider, 4 Schuster, 1 Tischler, 1 Binder, 1 Fleischhauer, 1 Brauer, 1 Maurermeister und 4 Lederer vertreten. Mit der Aufhebung der Grundherrschaft wurde St. Pantaleon 1850 eine eigenständige Gemeinde. Für die Schulkinder, die bis dahin im Mesnerhaus unterrichtet wurden, erbaute die Gemeinde 1877/78 ein Schulgebäude.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden alle Kräfte für Beseitigung der Kriegsschäden und in der Folge für den Ausbau der Infrastruktur mobilisiert. So konnte im Jahr des Staatsvertrages das Gemeindeamt eröffnet werden. Am 22. Dezember 1961 wurde die Donaubrücke Pyburg-Mauthausen dem Verkehr übergeben. Sie ersetzte die von der russischen Wehrmacht neben der Eisenbahnbrücke errichtete Straßenbrücke. 1960 wurde mit dem Bau des Ennskraftwerkes St. Pantaleon begonnen, das am 11. Juni 1965 seinen Betrieb aufnahm. Ein neues Amtshaus und ein Feuerwehrdepot konnten 1964 ihrer Bestimmung übergeben. Am 1. Jänner 1971 vereinigten sich die beiden 1850 entstandenen politischen Gemeinden St. Pantaleon und Erla freiwillig zur Gemeinde „St. Pantaleon-Erla“. Die Volksabstimmung des Jahres 1978, bei der die Nutzung der Kernenergie abgelehnt wurde, verhinderte den Bau eines Kernkraftwerkes in Stein. Vier Jahre zuvor hatte die Österreichische Kernkraftgesellschaft dafür bereits rund 51 ha Grund angekauft. Mit Bescheid vom 19. November 1985 verlieh die NÖ Landesregierung der Gemeinde ein Wappen: In einem silbernen Schild, der von einem, eine rote Mauer zeigenden, mit der goldenen römischen Zahl II belegten Schildeshaupt bekrönt wird, über zwei blauen Wellenbalken im Schildesfuß ein von zwei sich kreuzenden goldenen Ähren begleiteter aufrechter blauer Hammer mit goldenem Stiel. Die vom Gemeinderat festgesetzten Gemeindefarben Rot-Weiß-Blau wurden genehmigt. 2002 und 2013 wurde die Gemeinde, wie schon so oft in der Vergangenheit, von verheerenden Jahrhunderthochwässern heimgesucht. Im Juni 2018 begann man daher mit den Arbeiten an einem Hochwasserschutz. Bereits ein Jahr später war er fertiggestellt.