Jakob Prandtauer


*16.7.1660 bis †16.9.1726

Biographie

Jakob Prandtauer war ein einfacher Bauernsohn, der zum führenden Klosterarchitekten seiner Zeit aufstieg. Er war vor allem in Nieder- und Oberösterreich tätig, wobei ihm die zahlreichen Stifte und Klöster ausreichenden Entfaltungsraum boten. Die Stadt St. Pölten wurde zur Zeit des Wirkens des Bildhauers und Baumeisters ein Zentrum der Baukunst.

Jakob Prandtauer wurde im Juli 1660 als Bergbauernsohn geboren (getauft am 16. Juli) und kam mit 17 Jahren zu einem Maurermeister in die Lehre. Vermutlich wanderte er nach Beendigung der Lehrzeit durch Bayern und arbeitete vielleicht auch in Salzburg. Im Jahre 1689 wird er in der Verlassenschaftsabhandlung nach seiner verstorbenen Mutter "Bildhauer bei St. Pölten  in Österreich" genannt. Vielleicht trat er damals in den Dienst des Grafen Albert Ernst Gurland und arbeitete in dessen Schloss Thaiheim. Am 12. Juli 1692 heiratete er in der dortigen Schlosskapelle und kaufte im gleichen Jahre ein Haus im Klosterviertel von St. Pölten, wo er bis zu seinem Tod im Jahre 1726 lebte. Er war auch Mitglied einer Laienbruderschaft.

Prandtauer war Untertan des Chorherrenstiftes St. Pölten und hat für dieses eine Reihe von Bauwerken ausgeführt, so den Lesehof in Joching (1696). Wahrscheinlich arbeitete er auch am Schloss Ochsenburg bei St. Pölten, das in diesen Jahren umgebaut wurde. Beim Schwaighof, einem Gutshof des St. Pöltner Propstes südlich der Stadt, lassen sich ähnliche Bauformen nachweisen. Man nimmt auch an, dass er den Domturm in St. Pölten abgeschlossen hat. Er war auch im Dienst des Chorherrenstiftes Herzogenburg tätig, für das er den Pfarrhof in Haitzendorf sowie einen Keller in Wielandsthal ausführte, und kam auch bald in Verbindung mit dem Stift Melk. Mit dessen Prälaten war er in engere Kontakte getreten, weil er im Jahre 1696 für die niederösterreichischen Stände Brücken für die Nebenflüsse der Donau im Viertel ob dem Wienerwald entworfen hatte, die allerdings nicht zur Ausführung gelangten. Für das Stift Melk baute er die Kirche von Weikendorf und schloss im Jahre 1702 mit dem Abt Berthold Dietmayr einen Vertrag über die Errichtung der Stiftskirche. Wenige Jahre später entwarf er die Wallfahrtskirche auf dem Sonntagberg, plante für die Stifte Klosterneuburg und Seitenstetten sowie für Geras und St. Florian.

In seinen späteren Jahren arbeitete Prandtauer mit Fischer von Erlach in Herzogenburg zusammen, als das Klostergebäude und der Festsaal gebaut wurden. Dazu kamen weitere Kirchen und Klosterbauten, vor allem die Kuppel der Wallfahrtskirche Maria Taferl (1707-1711), aber auch die Übernahme der Bauleitung von Garsten, wo der große Saal begonnen wurde. Weiters die Vollendung der Wallfahrtskirche Christkindl, Entwürfe für Kremsmünster, der Bau des Klosters Melk (ab 1701), die Pfarrkirchen von Weikendorf und Ravelsbach, der Umbau der 1683 zerstörten Goldburg von Murstetten und der Pfarrhof von Ponsee. Zu seinen Spätwerken zählt auch der Marmorsaal des Stiftes St. Florian, der in den Jahren 1723/1724 abgeschlossen wurde. Um diese Zeit entstand auch das Schloss Hohenbrunn bei St. Florian, wurde der Prälatenhof in Melk abgeschlossen und der Nordwesttrakt des Stiftes Herzogenburg errichtet. Die Kirche in Wullersdorf und die Sala Terrena in St. Florian zählen zu seinen letzten Arbeiten. In Südmähren war Jakob Prandtauer für die adelige Familie Questenberg in Jaromerice tätig.

Somit hat er ein umfangreiches Werk hinterlassen, das zum Teil von seinem Nachfolger und Schüler Joseph Munggenast und dessen Söhnen sowie anderen Baumeistern der Zeit vollendet und abgeschlossen wurde.
Neben Stift Melk, an dem er bis zu seinem Tode arbeitete, sind als seine wichtigsten Werke die Wallfahrtskirche auf dem Sonntagberg sowie die Pfarrkirchen von Ravelsbach und Wullersdorf zu nennen. Beteiligt war er unter anderem am Um- und Ausbau der Stifte Dürnstein, Herzogenburg und Seitenstetten. In St. Pölten, wo er seit 1692 ansässig war, arbeitete er am Chorherrenstift, am Institut der Englischen Fräulein, am Dom sowie an Kloster und Kirche der Karmelitinnen mit, schuf aber auch mehrere Bürgerhäuser. Prandtauer gehörte zu den Baumeistern der alten Tradition und überwachte im Gegensatz zu Hildebrandt sorgfältig den Stand der ihm anvertrauten Arbeiten. 
Siehe auch die von MMag. Dr. Huberta Weigl gestaltete Website zu Jakob Prandtauer: http://www.jakob-prandtauer.at/