Biographie
Leopold V. war der Sohn Herzog Heinrichs II. und der byzantinischen Prinzessin Theodora und Nachfolger seines Vaters im Herzogtum (1177-1194). Am Beginn seiner Herrschaft standen die schon unter seinem Vater begonnenen Auseinandersetzungen mit Böhmen und Mähren, bei denen es um die Interessen im Nordwald ging, doch konnten 1179 die strittigen Grenzfragen beigelegt werden. Kaiser Friedrich I. Barbarossa legte auf dem Reichstag zu Eger eine Grenzlinie fest, die in groben Zügen der noch heute gültigen Grenze Niederösterreichs im Nordwesten folgt.
Als dem Welfen Heinrich dem Löwen 1180 Bayern und Sachsen entzogen wurden, kamen das westliche Mühlviertel und Teile des Traungaues dauerhaft in das Einflussgebiet der Babenberger. Die größte Erweiterung erfuhr ihre Herrschaft, nachdem 1186 mit den steirischen Markgrafen und (seit 1180) Herzögen ein Erbvertrag, die "Georgenberger Handfeste", vereinbart wurde. Der Erbfall trat 1192 ein. Damals war Leopold gerade vom dritten Kreuzzug zurückgekommen, auf dem Kaiser Friedrich Barbarossa 1190 starb. Dort, vor Akkon, war es zu einem schweren Konflikt mit dem englischen König Richard I. Löwenherz gekommen, mit dem sich die Sage vom österreichischen Bindenschild (rot-weiß-rot) verbindet: Bei der Eroberung Akkons sei Leopolds weißes Waffenhemd voller Blut gewesen und nur in der Mitte, wo er den Waffengurt umgewunden hatte, weiß geblieben. Die Sage ist unhistorisch, die Landesfarben hatten die Babenberger von Adeligen übernommen.
Richard Löwenherz wurde auf seiner Heimfahrt unglücklich an die obere Adria verschlagen. Als er versuchte, unerkannt am Landweg in die Heimat durchzukommen, wurde er im Dezember 1192 in Erdberg bei Wien von Leopold V. gefangen genommen und auf der Burg Dürnstein unter Aufsicht des Kuenringers Hadmar II. festgehalten. Zahlreiche Katastrophen wie ein Brand in Wien, Überschwemmungen, Hungersnot und Seuchen wurden vor allem in englischen Chroniken als Strafe Gottes für den Frevel des österreichischen Herzogs gedeutet. Leopold wurde für die Gefangennahme eines Kreuzfahrers von der Kirche gebannt. Seinen Beinamen "der Tugendhafte" erhielt er erst im 15. Jahrhundert.
Das ungeheuer reiche Lösegeld für den englischen König, 100.000 Mark Silber, wurde zwischen dem Kaiser und dem Herzog aufgeteilt. Leopold investierte seinen Anteil (ca. 6.000 Kilogramm Silber) in den Ausbau von Wien, die Befestigung von Hainburg, die Finanzierung der Wiener Münze und die von ihm geplante, aber erst von seinem Sohn Leopold VI. realisierte Anlage von Wiener Neustadt sowie in andere Unternehmungen, sodass bei seinem plötzlichen Tod nicht mehr viel übrig war. Er stürzte zu Weihnachten 1194 vom Pferd und starb wenige Tage später, nachdem er auf dem Sterbebett versprochen hatte, den Rest des Lösegeldes an England zurückzuzahlen. Er wurde vom Bann gelöst und konnte in Heiligenkreuz begraben werden, das Geld kam allerdings nie nach England. Selbst im fernen Frankreich war der Reichtum der österreichischen Herzöge sprichwörtlich.
Von seinen beiden Söhnen erhielt der ältere Friedrich (I.) das Herzogtum Österreich, der jüngere Leopold (VI.) die Steiermark, obwohl nach den Bestimmungen des Georgenberger Erbvertrags (1186) beide Herzogtümer von einem Fürsten gemeinsam regiert werden sollten. Ob die Teilung auf einen letzten Wunsch Leopolds V. oder auf eine kaiserliche Initiative zurückging, ist nicht bekannt. Friedrich starb aber schon nach vier Jahren, sodass Leopold ab 1198 wieder über beide Herzogtümer regierte.