Persenbeug (Persenbeug-Gottsdorf)


Gemeinde Persenbeug-Gottsdorf

Ortsgeschichte

Das weithin sichtbare Schloss Persenbeug, Geburtsstätte des letzten österreichischen Kaisers Karl I., gehörte zu Ende des ersten Jahrtausends zu den frühen Burgen der babenbergischen Mark und war im Besitz der bayerischen Grafen von Ebersberg. 970 wird ihr Gefolgsmann Otker de Persinpiugin erwähnt. Im Jahr 1045 war die Burg Schauplatz einer prominenten Zusammenkunft, die mit einer Katastrophe endete: Nach dem Tod des letzten Ebersbergers Adalbero trafen sich hier Kaiser Heinrich III. und zahlreiche geistliche und weltliche Würdenträger des Reiches zu Erbverhandlungen. Bei den Festlichkeiten stürzte der Boden des Saals zur darunter liegenden Badestube ein und mehrere hochrangige Persönlichkeiten fanden den Tod, der Kaiser blieb aber unverletzt. Nach dem zeitgenössischen Bericht über das denkwürdige Ereignis war die Burg bereits ein repräsentativer, gut ausgestatteter Sitz mit einem zumindest zweigeschoßigen Hauptbau.

Ende des 11. Jahrhunderts war die Burg im Besitz der Kaiserinwitwe Agnes und gelangte über sie an Markgraf Leopold III. Seit dieser Zeit war Persenbeug landesfürstlich und wurde zunächst durch Burggrafen verwaltet und seit Ende des 14. Jahrhunderts an Adelige verpfändet. Kaiser Maximilian I. behielt die Herrschaft von 1495 bis 1519 aber als persönlichen Besitz und nutzte die Burg als Jagdschloss. 1521 nahm der aus Spanien angereiste Ferdinand I. in Persenbeug und Ybbs die Huldigung der Landstände entgegen. Er gewährte Persenbeug Marktrechte, ein Marktwappen und die Hochgerichtsbarkeit. 1593 verkaufte Kaiser Rudolf II. die Herrschaft an die Grafen von Hoyos. Wenige Jahre später wurde der Ort zum Zentrum des Bauernaufstands. Im Winter 1597 besetzten die Bauern fünf Wochen lang die Burg und eroberten von hier aus die Stadt Ybbs.

Unter den Hoyos wurde das Schloss im frühen 17. Jahrhundert umgebaut. Auch die aus der Westfront herausragende, durch ihren polygonalen Chor spätgotisch wirkende Schlosskapelle stammt erst aus dieser Zeit. Im Jahr 1800 erwarb Kaiser Franz II./I. das Schloss, das zu seinem sommerlichen Lieblingsaufenthaltsort wurde. 1887 wurde hier Kaiser Karl I. (1916-1918) geboren. Seit 1919 ist das Schloss im Besitz der Republik Österreich und an die Familie Habsburg-Lothringen verpachtet.

Neben dem Kaiserhaus hat vor allem die Donauschifffahrt die Entwicklung des Ortes geprägt. Zu Füßen der Burg zeugen alte Bürger- und Schiffmeisterhäuser von der einst zentralen Bedeutung Persenbeugs für Schiffsbau und Flussverkehr in der Neuzeit. Unter dem legendären, als „Admiral der Donau" titulierten Reeder Matthias Feldmüller (1801-1850) wurde der Ort der bedeutendste Schiffsbauplatz an der Donau. Er ließ in seiner Werft jährlich bis zu 40 neue Schiffe bauen und beschäftigte in Spitzenzeiten 250 Knechte und 150 Pferde. 850 Schiffe fuhren pro Jahr stromabwärts nach Wien, 350 wurden von Pferden auf einem Treppelweg (Traidelpfad) stromaufwärts gezogen. Mit dem Decret des niederösterreichischen Landeschefs vom 7. Juli 1849 über die Durchführung der Gerichtsorganisation wurde der Gerichtsbezirk Persenbeug eingerichtet. Der Gerichtsbezirk wurde 1. Jänner 1992 aufgelöst und dem Gerichtsbezirk Ybbs zugewiesen. 

Die Kirche von Persenbeug wurde Anfang des 16. Jahrhunderts durch großzügige Spenden Kaiser Maximilians von dessen Baumeister Hans Geyer erbaut und erst 1783 zur Pfarrkirche. Kirchlicher Mittelpunkt war jahrhundertelang das 1143 erstmals genannte Gottsdorf. Die Pfarre gelangte im Laufe des Mittelalters an das gegenüberliegende Zisterzienserinnenkloster Säusenstein, das auch Besitz in villa Dei, wie Gottsdorf auch genannt wurde, hatte und im 16. Jahrhundert an der Donau eine Goldwäscherei betrieb. Die Haupteinrichtung der im Kern romanischen Gottsdorfer Kirche Peter und Paul mit spätgotischem Chor stammt aus der Barockzeit. Das Altarbild schuf Paul Troger.

Die Idee, bei Persenbeug eine Donaubrücke zu errichten, gab es schon im 16. Jahrhundert, realisiert wurde sie erst 1958 im Zuge der Errichtung des Kraftwerks Ybbs-Persenbeug, das zu einem viel besuchten Symbol des Wiederaufbaus und Wirtschaftsaufschwungs wurde.