Stift Göttweig


Gemeinde Furth bei Göttweig

Ortsgeschichte

Stift Göttweig wurde im Laufe seiner über 900-jährigen Geschichte wegen seiner beherrschenden Lage hoch auf dem Berg auch das "österreichische Montecassino" - Stadt auf dem Berg, Kastell des Himmels - genannt. Die Lage entsprach durchaus der Bedeutung des Stiftes für die Umgebung, deren Geschichte seit dem 11. Jahrhundert untrennbar mit der Geschichte des Stiftes verbunden ist. Als geistliche Grundherrschaft war Göttweig nicht nur geistig-geistliches Zentrum, sondern auch Herrschafts-, Verwaltungs- und Wirtschaftszentrum.

Die Geschichte der Gegend reicht bis in die Frühzeit zurück, wie prähistorische Funde auf dem Göttweiger Berg aus der Keramik-, Bronze- und Eisenzeit bezeugen. In der Römerzeit verlief bei Furth die Straße von Favianis (Mautern) nach Aelium Cetium (St. Pölten). Auf dem Berg gab es bis zum 5. Jahrhundert eine römische Siedlung, danach blieb der Platz unbewohnt.

Um 1072 gründete Bischof Altmann von Passau das 1083 geweihte Chorherrenstift. Altmann war im so genannten Investiturstreit ein glühender Anhänger der Kirchenreform und gehörte zu den stärksten Gegnern König Heinrichs IV. Von dessen Anhängern aus seiner Bischofsstadt vertrieben, zog er sich in den Ostteil seiner Diözese zurück und hielt sich wohl die meiste Zeit in Göttweig auf, wo er nach seinem Tod in Zeiselmauer 1091 auch begraben wurde. Drei Jahre später, 1094, wurde das Stift in ein Benediktinerkloster umgewandelt, in das Ordensmänner aus dem Reformkloster St. Blasien einzogen. 

Das Kloster wurde zu einem Zentrum der Kirchenreform, von dem aus Garsten, Gleink, Seitenstetten und Altenburg reformiert wurden. In der klösterlichen Schreibstube Göttweigs entstanden Handschriften, die zu den wertvollsten mittelalterlichen Geschichtsquellen Österreichs gehören. Unter Abt Chadalhoh (1125-1141) verfasste ein Konventuale die "Vita Altmanni", die Lebensbeschreibung Altmanns, um dessen Grab schon früh ein lokaler Kult entstand.

Furth - die Villa ad Vurta - war schon 1083 Teil des reichen Stiftungsguts, mit dem Altmann seine Gründung ausstattete, und es gehörte bis 1848 zur Grundherrschaft des Stiftes. Die Pfarre Mautern wurde 1348 dem Kloster inkorporiert. Im Mittelalter konnte das Stift sowohl seinen Besitz in Nieder- und Oberösterreich als auch den Klosterbau wesentlich vergrößern. Auf dem Göttweiger Berg entstand allmählich eine stark befestigte Klosteranlage aus Kirchen, Kapellen, Wohn- und Wirtschaftsgebäuden.

Im 15. und 16. Jahrhundert kam es aufgrund von Türkensteuer, Pestepidemien, Bränden und vor allem der Reformation zum Niedergang und fast völligen Zerstörung der Klosteranlage. Unter den Äbten Michael Herrlich (1564-1604), David Gregor Corner (1631-1648) - bekannt als Verfasser des ersten katholischen, deutschsprachigen Gesangsbuches "Geistliche Nachtigall" - und Gregor Heller (1648-1669) gelang durch Reformen eine Wiederbelebung sowie der Wiederaufbau des Klosters.

Göttweig wurde im 17. und 18. Jahrhundert wieder zu einem Zentrum der Frömmigkeit, Wissenschaft und Kunst.

Einen Höhepunkt erreichte der Aufschwung unter Abt Gottfried Bessel (1714-1749), der zu den herausragenden Persönlichkeiten der benediktinischen Wissenschaftspflege in Österreich gehörte und dem das Kloster seine heutige Gestalt verdankt. Nach dem Großbrand von 1718 veranlasste er nach den Plänen Lukas von Hildebrandts einen großartigen Neubau, der aus finanziellen Gründen allerdings unvollendet bleiben musste. Das von Abt Bessel angelegte Graphische Kabinett mit 29.000 Blättern ist die größte Privatsammlung dieser Art.

Auch in der Folgezeit blieb Göttweig eine Pflegestätte der historischen Wissenschaften und der Musik, deren Tätigkeit allerdings durch die Napoleonischen Kriege 1805 und 1809 - mit schrecklichen Plünderungen in Furth - und während der Aufhebung des Stiftes unter den Nationalsozialisten von 1939 bis 1945 unterbrochen wurde.

Die josephinische Pfarrregulierung Ende des 18. Jahrhunderts ließ die Seelsorgetätigkeit stark anwachsen. Auch die seit dem 15. Jahrhundert bestehende Kapelle in Furth wurde 1784 zur eigenen dem Stift inkorporierten Pfarre. Dem Stift sind insgesamt 28 Pfarren inkorporiert, 36 werden seelsorglich betreut.