Stift Göttweig


Gemeinde Furth bei Göttweig

Stift Göttweig im Barock

Anders als in Melk oder Dürnstein war es ein äußerer Anlass, nämlich ein Brand im Jahre 1718, der zum Entschluss für den Neubau des Göttweiger Stiftskomplexes führte. Über Vermittlung des Reichsvizekanzlers Friedrich Carl von Schönborn gelang es Abt Gottfried Bessel, Friedrich Carls Architekten Johann Lukas von Hildebrandt zu verpflichten. Hildebrandts Idealplan, inspiriert vom Escorial in Madrid und basierend auf seinen Erfahrungen als Festungsbaumeister, sollte alle bisherigen Klosterarchitekturen Österreichs in den Schatten stellen.
Im Gegensatz zum Neubau von Stift Melk wurde Hildebrandts Göttweiger Idealprojekt mit einer kuppelbekrönten Kirche als baulichem und geistigem Zentrum nur teilweise verwirklicht. Das Kuppelkonzept, die gesamte Westfront und die Hälfte des Südflügels der Anlage blieben unausgeführt. Neben finanziellen Gründen dürften auch Einwände der Mönche zum Scheitern des Projekts geführt haben. Dies veranlasste Hildebrandt, die Baudirektion ab 1725 an seinen bisherigen Bauführer Franz Jänggl abzutreten. Ab 1732 wurde dieser durch den niederösterreichischen Landschaftsbaumeister Franz Anton Pilgram abgelöst, der mit dem Bau der bereits von Hildebrandt geplanten "Kaiserstiege", einer monumentalen Prunktreppe in der nordwestlichen Ecke des Stiftes, eine der faszinierendsten Treppenanlagen der österreichischen Barockarchitektur schuf. Sie wurde durch Paul Trogers Fresko mit der Darstellung der Apotheose Karls VI. aus dem Jahr 1738 illusionistisch noch beträchtlich überhöht.
(Quelle: T. Karl, Klosterbauten im Barock, in: Landeschronik Niederösterreich, 2. Aufl. 1994, S. 234ff.)