Dürnstein


Gemeinde Dürnstein

Stift Dürnstein im Barock

Neben Melk zählt Stift Dürnstein zu den größten Sehenswürdigkeiten der Wachau. Besonders der Westturm der Stiftskirche - einer der Höhepunkte barocker Architektur in Österreich - kommt wirkungsvoll zur Geltung, nicht zuletzt durch die umstrittene Blaufärbelung im Zuge der letzten Restaurierung.
Wie in Melk ist auch hier Jakob Prandtauer als Baumeister seit 1716 nachweisbar, vermutlich über Vermittlung des Melker Abtes Berthold Dietmayr, mit dem der Dürnsteiner Propst Hieronymus Übelbacher zu Prandtauer damals in ständigem Kontakt stand. Während für den Umbau der Stiftsgebäude mit Sicherheit mit einer Autorschaft Prandtauers zu rechnen ist, ist hinsichtlich des Umbaus der gotischen Kirche ab 1721 lediglich das Engagement Josef Munggenasts überliefert. Verschiedene Hinweise legen aber die entscheidende Mitarbeit des Universalkünstlers Matthias Steinl nahe. 
Auf ihn dürfte größtenteils das aus topographischen Gründen in den Stiftshof vorverlegte prächtige Kirchenportal zurückgehen, das lediglich in Detailformen die Handschrift Munggenasts zeigt. Auch die nachträglich eingesetzte Emporenzone der Kirche mit ihrer konvex-konkav schwingenden Brüstung und die bewegte Emporenstruktur am unteren Abschnitt des Turms deuten auf Steinl. Der als Aussichtsterrasse benutzbaren, mit einer Balustrade abgeschlossenen konvexen Sockelkonstruktion entsprechen die zwischen den Voluten leicht konkav einsinkenden, durch Fenster, Portale und Reliefplastiken fast völlig aufgelösten Wandpartien des Turms. Wie kein anderes Bauwerk in Österreich verrät der Dürnsteiner Turm die formende Hand eines Architekten, der vorwiegend der Bildhauerei verpflichtet war.
Nach einer kurzen, aber intensiven Hochblüte unter Propst Hieronymus Übelbacher (1710-1740) war die große Zeit Dürnsteins vorbei. Das an Überalterung und Nachwuchsmangel leidende Stift wurde bereits unter Joseph II. aufgelöst und Herzogenburg unterstellt.
(Quelle: T. Karl, Klosterbauten im Barock, in: Landeschronik Niederösterreich, 2. Aufl. 1994, S. 234ff.)