Melk


Gemeinde Melk

Stift Melk im Barock

Stift Melk gilt nicht zu Unrecht als "das" barocke Stift Österreichs. Weder zuvor noch danach findet man in einem Klosterkomplex ein derartiges Maß an Prachtentfaltung. Die künstlerische Erneuerung der in verschiedenen Bauperioden unregelmäßig gewachsenen Anlage war für den im November 1700 zum Abt gewählten und in enger Verbindung zum Wiener Hof stehenden Berthold Dietmayr, einen typischen barocken Repräsentanten geistlicher Würde und weltlicher Macht, von Beginn an ein Desideratum. In dem bislang noch kaum an die Öffentlichkeit getretenen Tiroler Bau- und Maurermeister Jakob Prandtauer fand Dietmayr einen kongenialen Partner, der es verstand, seine Vorstellungen in die Praxis umzusetzen. Daneben war es insbesondere der aus Bologna stammende Allroundkünstler und Theatralingenieur Antonio Beduzzi, der dem Abt bei Ausstattungsfragen von Beginn an zur Seite stand.
War noch im Jänner 1701 lediglich eine "reparatio" von Sakristei und Kirche geplant, so fiel bereits im Juli desselben Jahres die Entscheidung für einen kompletten Neubau der Kirche. Man befürchtete, dass bei einem Umbau "nichts Schönes und Ehrenvolles herauskommen könne". Bereits im April 1702 verpflichtete sich Prandtauer, "das Gebäu ohne Mangel nach dem vorhandenen Riß und von ihme gemachten Modell" auszuführen. Inwieweit Prandtauer als entwerfender Architekt der in mehreren Punkten von seinen Stilprinzipien abweichenden Kirche (Innenraum/Fassade) zu sehen ist, oder ob möglicherweise diese Rolle - wie in der neuesten Literatur vermutet wird - dem Abt selbst zufällt, ist noch nicht zur Gänze geklärt.
Ab 1711 fiel nach teilweisen Versuchen, den Klosterkomplex zu vereinheitlichen, die Entscheidung für die durchgreifende Barockisierung im Sinne der bestehenden Gesamtlösung. Dabei konnte Prandtauer seine erstaunlichen Fähigkeiten, mit vorgegebenen Bedingungen zurechtzukommen, in hervorragender Weise unter Beweis stellen. 1711 begann die Ausstattung der Stiftskirche. Nach dem Tod Prandtauers wurde die Vollendung der Barockisierung seinem Neffen Josef Munggenast übergeben. Als Freskant für die Ausstattung der Repräsentationsräume wurde nach dem Tod von Johann Michael Rottmayr, der die Stiftskirche freskierte, Paul Troger verpflichtet.
(Quelle: T. Karl, Klosterbauten im Barock, in: Landeschronik Niederösterreich, 2. Aufl. 1994, S. 234ff.)